Full text: Kinderlust

Als es Abend geworden war und die Familie des 
Kaufmanns zu Tiſche ſaß, ſprach der Vater: „Mina, wo 
haſt du deinen Thaler?“ — Mina wurde roth und ſah 
ſchweigend vor ſich nieder. Der Vater ſchloß ſie in ſeine 
Arme und ſprach: „Ich weiß Alles, mein Kind, denn die 
Frau war bei mir und hat's mir erzählt. Da ich nun 
weiß, daß du das Geld gut anwendeſt, ſo ſchenke ich dir 
hier wieder einen Thaler!“ 
AI. Hedchen. 
Das ſanfte Hedchen wollte nicht 
nach Fritzens wilder Art 
die Knabenſpiele ſpielen. 
Er bittet; — nichts. 
Er zürnt; — ſie will nicht hören. 
Da hob er ſeinen Stab, auf dem er ritt, 
halb ſcherzend, drohend halb empor, 
und ach! der ſchwere Stab fiel, 
fiel auf Hedchens Kopf. 
Das arme Kind erfüllt die Luft 
mit ſeinem Klaggeſchrei, 
es warf vor Schmerz 
ſich auf die Erde nieder. 
Und Fritz erſchrak; 
er hob mit an zu weinen 
und bat ſie kläglich aufzuſtehen. 
Sie weint und ſteht nicht auf. 
„Ach, liebe Schweſter, da, 
nimm du den Stock 
und ſchlag mich zweimal wieder; 
ich halt' es aus, 
ich hab' es wohl verdient. 
Steh auf!“ — „Nein, Fritz! 
Der Schlag that gar zu weh,“ 
verſetzt das edle Kind, 
„ich kann dich ſo nicht ſchlagen.“
	        
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