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ich die Nacht hindurch liegen bleiben müſſen, und das wäre
für mein Bein ſehr ſchlimm geweſen.“
13. Spitz und Pudel.
„Hör', Spitzchen,“ ſpricht Pudelchen, „es iſt ſchon
recht dunkel, und der Herr kann uns nicht ſehen.“ Spitz—
chen antwortete: „Wie ſoll er uns ſehen können, wenn
es ſo ſehr dunkel iſt?“ „Nun gut,“ ſagte Pudelchen, „da
können wir uns einmal recht luſtig machen. Ich weiß
ein Loch in der Mauer, wo wir durchkriechen können.
Dann wollen wir durch die Straßen und Gärten laufen,
und wenn du willſt, laufen wir bis auf das nächſte Dorf,
welches nicht weit iſt, — und bellen wollen wir, daß man
es eine Stunde weit hören ſoll. Alle Leute ſollen wach
werden und denken, es ſeien Diebe da.“
Spitzchen antwortete dem Pudel nicht, ſondern geht
hin und legt ſich in ſeine Hütte.
Der Pudel geht dem Spitz nach, ſtellt ſich vor die
Hütte und ſpricht: „Du antworteſt mir nicht, — Du willſt
wohl nicht mitgehen?“ —
„Du biſt böſe,“ antwortete Spitz, „und mit den
Böſen mag ich nichts zu thun haben.“
AVIch böſe?“ ſagte der Pudel, „ich will mir ja nur
eine Luſt machen.“
„Das iſt eine ſchlechte Luſt, wenn du die Leute
aus dem Schlafe aufſchrecken willſt,“ antwortete Spitz.
„Nimm dich nur in Acht, daß ſie dir nicht das Fell aus⸗
klopfen!“ —
Pudel brummte ein wenig, aber er legte ſich doch
in ſeine Hütte, und lief nicht umher.
„Wir könnten uns jeder eine Wurſt holen,“ ſagte
am folgenden Tage Pudel zu Spitz.
„Liegt denn die Straße voller Würſte?“ fragte Spitz.
„Ach nein!“ antwortete Pudel, „aber in Schlächters
Hauſe auf dem Tiſche im Vorhaus liegen ſie. Wir paſſen
die Zeit ab, wo der Schlächter nicht da iſt, da mache ich
die Hausthür auf — denn das habe ich gut gelernt —,