14. Das Hündchen.
Es kam einmal ein armer Mann aus dem Walde,
wo er Holz gehauen hatte. Auf dem Wege fand er ein
kleines Hündchen, welches vor Hunger faſt todt war. Der
Mann hatte Mitleid mit dem armen Thierchen und ſagte:
„Ich will dich mitnehmen und aufziehen, dann brauchſt
du nicht zu verhungern.“ Und ſo nahm er das Hünd—
chen und trug es mit ſich nach Hauſe und gab ihm Brod
und Milch, und das Hündchen wurde wieder munter. Es
war bald groß und hatte den Mann ſo lieb, daß es
immer mit ihm lief, wenn er hinausging. Der Mann
ging oft in den Wald, um Holz zu hauen, und dann
ging das Hündchen mit hinaus und kam des Abends wie—
der mit ihm zurück.
Eines Tages war der Mann wieder in den Wald
gegangen, um einen großen Baum umzuhauen. Als dieſer
niederſtürzte, riß ein Aſt den Mann zu Boden und ver—
letzte ihm das Bein ſo ſehr, daß er nicht mehr gehen,
noch ſtehen konnte. Da lag der arme Mann ganz allein
mitten im Walde, und wenn Niemand kam, mußte er die
ganze Nacht liegen bleiben und vielleicht vor Hunger
ſterben. Aber ſein liebes Hündchen rettete ihn. Es ſah
ſeinen Herrn, der da vor ihm lag, lange traurig an. Als
es aber merkte, daß er nicht aufſtehen konnte, lief es ſo
ſchnell es nur konnte nach Hauſe und bellte und zog die
Frau an der Schürze, als wenn es ſagen wollte: „Komm
doch mit mir!“ Da dachte die Frau: „Was mag doch
das Hündchen wollen? Es kommt ja nie allein wieder,
ſondern immer mit meinem Mann. Sollte vielleicht ein
Unglück paſſirt ſein?“
Sie ging zu ihrem Nachbar und nahm ihn mit zum
Walde, und das Hündchen lief voraus und zeigte ihnen
den Weg. Da fanden ſie den Mann, der noch immer
nicht gehen konnte, und ſie trugen ihn nach Hauſe. Da
ſagte der Mann: „Wie gut iſt es, daß ich dem Hündchen
das Leben gerettet habe; nun hat es mich auch wieder
gerettet; denn wenn keine Hülfe gekommen wäre, hätte
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