Full text: Kinderlust

93 
ſahen, daß die Mutter etwas in der Schürze trug, fragten 
ſie: „Mutter, was trägſt du da?“ und wollten gleich das 
Kätzchen haben. Aber die Mutter gab es den Kindern 
nicht, damit ſie es nicht quälten, ſondern legte es zu Hauſe 
auf alte, weiche Kleider und gab ihm Milch zu trinken. 
Als das Kätzchen wieder geſund war, war es mit einem 
Male wieder fort, und man wußte nicht, wo es geblieben 
war. 
Nach einigen Tagen ging die arme Frau wieder in 
den Wald, und als ſie mit ihrer Bürde Holz wieder an 
die Stelle kam, wo das kranke Kätzchen gelegen hatte, da 
ſtand eine ganz vornehme Dame in ſchönen Kleidern dort, 
die winkte die arme Frau zu ſich und warf ihr fünf 
Stricknadeln in die Schürze. Die Frau wußte nicht recht, 
was das zu bedeuten hatte, nahm aber die Stricknadeln 
mit nach Hauſe und legte ſie des Abends auf den Tiſch 
Als aber die Frau des andern Morgens aufſtand 
ſiehe, da lag ein Paar neue Strümpfe auf dem Tiſch 
Da wunderte ſich die arme Frau ſehr, und am nächſten 
Abend legte ſie die Nadeln wieder auf den Tiſch, und 
am Morgen darauf lagen noch einmal neue Strümpfe da. 
Jetzt merkte ſie, daß ſie die Nadeln als Lohn dafür 
bekommen hatte, weil ſie Mitleid mit dem kranken Kätz⸗ 
chen gehabt hatte. Jeden Morgen aber lag ein Paar 
fertige Strümpfe auf dem Tiſch, bald große, bald kleine, 
und die Frau und ihre Kinder hatten bald Strümpfe 
genug. Dann verkaufte ſie auch Strümpfe und hatte 
genug zu leben bis an ihr Ende. Wo die Nadeln dann 
hingekommen ſind, weiß Niemand zu ſagen. 
12. Vom Mäuslein. 
„Die Köchin ſpricht zum Koch: 
Fang' mir das Mäuslein doch! 
Es iſt nichts ſicher in Küch' und Keller, 
Weder in der Schüſſel, noch auf dem Teller. 
Wo was liegt, da frißt es; 
Wo was riecht, da iſt es;
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.