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Hochzeitspredigt gehalten ward, die an den
Bräutigam gerichtet alſo begann: „Das iſt
das Weib, das du am meiſten haſſen wirſt!
Denn von Niemand wird dir was ſo wehe tun,
wie von ihr, weil du ſie am meiſten liebſt“,
weiß ich auch nicht. Kurz, Dorfpoeſie überall.
Und als ich wieder einmal in die alte
Gemeinde kam, in die ich einſt vor acht und
zwanzig Jahren als junger Fahnenträger, die
Fahne in der bebenden Hand tragend geſandt
wurde, hielt ich zur Nacht einen Gottesdienſt.
Die beſte Beleuchtung beſorgte der Mond dazu
mit ſeinen ſanften Strahlen; denn der kleine
Kronleuchter mit den Talglichtern und die
paar Lichtſtümpchen, die ſich die Leute mit⸗
gebracht, gaben nicht viel Licht her. Ich
predigte ins Dunkle hinein. Als ich anfing,
hörte ich unter mir leiſes Weinen. Es kam
von den Alten her, die mich noch gekannt.
Ich mußte wohl auch die Hand auf Auge und
Herz legen, als ich der vergangenen Zeiten
gedachte, ſo mancher Herzensangſt, die ich oben
auf der Kanzel durchgemacht, jung und un⸗
erfahren, wie man's mit zwei und zwanzig
Jahren iſt. Als ich nach der Kirche eine der
alten Frauen ſprach und ſagte, wie ſie mir