5
. 8
— —
noch die Kirche und beim Zweitläuten ſah man
die Gemeinde durch die Gräber gehen, jeder
die Seinen aufſuchend. Auf manch friſchem
Grab flatterten noch die Totenkronen im Winde
während der Predigt, gleich als wollten ſie
mitreden. Auf den Gräbern der Ihren ſaßen
meiſt die Leute den Kirchhof entlang. Am
Denkmal eines alten Pfarrers war aus Moos
mir die Kanzel errichtet. Der Kirchhof lag
etwas erhöht und man ſchaute von ihm hinaus
in's wogende Ahrenfeld und in den dunklen
angrenzenden Wald — und nach der andern
Seite auf den wogenden Rhein. Wenn der
Choral groß und vollſtimmig tönte über den
Toten und dann die tiefe Stille eintrat zur
Predigt und nichts hörbar war als manch
Vöglein, das auf den Weiden weiter ſang und
laut Matthäi 6 ſich auch wie ein Prediger vor⸗
kam und das Kornfeld leiſe rauſchte, das war
doch ergreifend. „M'r hört halt immer zwei
Prediggen (Predigten), Herr Pfarrer,“ ſagte
ein altes Gemeindeglied, „eine von unnen
(unten), die andere von oben. 's is gar zu
heimelig hier, und gar nit grauslich, wenn mir
mit d'r ganzen G'mein ſingt, m'r meent, die
Toten ſingen mit.“ Ja, wie mancher ſaß