ſchnell hereinbrechende Dunkelheit des Novemberabends ſchon
erleuchtet; überall bemerkte ſie die Spuren freundlicher Für⸗
ſorge für ihre Bequemlichkeit; Fräulein Delf hatte mit
größter Gewiſſenhaftigkeit alle Anordnungen Herrn van
Smittens, die er aus der Ferne erteilte, befolgt, und Roſy
dabei überall mit freudigem Eifer geholfen.
Das Kind, heftig und naiv in allen AÄußerungen,
wollte ſich am liebſten gleich ganz der ſchönen jungen Tante
bemächtigen, die ihr jetzt in perſönlicher Erſcheinung noch
beſſer gefiel, als die Photographie und die Beſchreibung,
die der Onkel gegeben hatte. Er wehrte nun ihrem zu
ſtürmiſchen Andringen und ſie brach, vom Entzücken zur
äußerſten Betrübnis übergehend, in leidenſchaftliche Thränen
aus. Fräulein Delf zeigte große Verlegenheit über ihren
Zögling, aber Jutta half auf die leichteſte und natürlichſte
Art die kleine Störung beſeitigen, indem ſie Roſy mit dem
beſchäftigte, was ihr augenblicklich das Intereſſanteſte war.
Sie verlangte ihren Beiſtand zum Ablegen der Reiſekleider,
zum Auspacken des Nötigſten für eine friſche Toilette und
ſchickte ſie dann voraus, baldige Ankunft im Eßzimmer zu
verkündigen.
Kaum hatte man ſich zu Tiſch geſetzt, als Roſy, ſich
umſchauend, ausrief: „Ach, Onkel, das hätte ich bald ver—
geſſen, Franz iſt hier, ich ſollte es Dir ſagen!“ —
„Franz iſt hier? Und ohne meine Erlaubnis? Wo
ſteckt er denn?“ rief Herr van Smitten und Jutta wurde
zum erſten Mal gewahr, daß ihr gütiger, freundlicher Gatte
überaus ſtreng erſcheinen konnte.
„Er iſt unten im Bureau!“ erwiderte Roſy. „Natür⸗
lich getraut er ſich nicht zu Tiſch zu kommen!“