Full text: Des Herzens Heimat

„Sie wollen, Sie können nicht die Meine werden? 
Darf ich fragen, warum?“ ſagte er gereizt und ganz blaß 
vor Zorn. 
Jutta hielt es für ein ſanfteres Gefühl und entgegnete 
betrübt, daß ſie es beklagen müſſe, durch ihre Trauer 
verhindert worden zu ſein, bekannt zu geben, daß ſie ſich 
kürzlich verlobt habe. 
Er erklärte mit plötzlich gewonnener höflicher Kälte, 
daß dieſe Nachricht allerdings alles ändere und daß er ſich 
beeile, der erſte zu ſein, der ihr zu dem noch verſchwiege⸗ 
nen Bräutigam gratuliere. 
Er ſchied mit ironiſcher Freundlichkeit und Jutta be⸗ 
hielt die unangenehme Empfindung, daß ſie ſich einen 
Feind gemacht habe. Sie vergaß dieſelbe jedoch bald und 
wurde nur wieder daran erinnert, als Leonie ſchrieb, Burg⸗ 
wart ſcheine ſie entgelten laſſen zu wollen, was Jutta ihm 
zu leide gethan: er vermeide ihr Haus und ihre Nähe in 
der Geſellſchaft. 
Herr von Guttendorf gewann mehr Vertrauen in dem 
Entſchluß ſeiner jungen Schwägerin, ſich mit Herrn van 
Smitten zu vermählen, da er erfuhr, daß die Bewerbung 
eines jungen, reichen und vornehmen Kavaliers denſelben 
nicht hatte erſchüttern können. Es lag alſo nicht nur 
die Ungeduld zum Grunde, ſich durch eine reiche Heirat 
der nächſten, ungewiſſen Lage zu entziehen, ſondern wirk⸗ 
liche Hoffnung, mit dem älteren Manne glücklich zu wer⸗ 
den. Daß ſie nur kindliche, freundſchaftliche Zuneigung 
zunächſt für denſelben empfand, war ihm gewiß, aber warum 
ſollte dieſelbe nicht ausreichen und ſich in mehr verwandeln 
können? —
	        
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