warum ſollte ſie ihn nicht nehmen? — Der Gedanke, die
Schweſter doch noch an die Stelle ihres „Fräulein“, ihre
Stütze im Haushalt treten ſehen zu müſſen, nur weil ſie
ſonſt kein Zimmer für ſie hatte, dieſer Gedanke peinigte
Leonie und wurde dadurch dem Bewerber ſehr nützlich:
Jutta war auf die ſchnellſte und brillanteſte Weiſe verſorgt,
wenn ſie ihn heiratete! —
In dieſem Sinne ſprach ſie ſich denn auch mehr und
mehr gegen ihren Mann aus, der jedoch nicht abzubringen
war von ſeiner Anſicht, daß die Partie durchaus unpaſſend,
weil Herr van Smitten zu alt ſei für ein ſo junges und
ſchönes Mädchen, die das Leben, die Ehe und ihr eigenes
Herz noch gar nicht kenne. Er erörterte dieſe Meinung
in ſeiner Antwort mit feinſter Schonung, aber ganz offen.
Leonie dagegen ſchrieb ihrer Schweſter zuſtimmend, wenn
ſie auch hinzufügte, daß ſie ihres Mannes Bedenken ge⸗
rechtfertigt fände, ohne dieſelben zu teilen.
Beide Briefe übten keinen weſentlichen Einfluß auf
Juttas Entſchluß aus, der bereits feſt ſtand. Sie zeigte
im nächſten Schreiben fröhlich ihre Verlobung an und
legte die Dispoſitionen, die ſie mit dem Bräutigam über
alle Außerlichkeiten der veränderten Lage und der in kurzem
zu ſchließenden Verbindung getroffen, den Geſchwiſtern zur
Kenntnisnahme und freundlichen Billigung vor.
Danach ſollte die Verlobung nur in dem engſten Kreiſe
bekannt gegeben, die Heirat aber ſchon zu Anfang des
Herbſtes, der Trauer wegen, ganz ſtill in Brunnweiler
gefeiert werden. Zuvor wollte Jutta die Geſchwiſter be⸗
ſuchen, um ihre Beſorgungen zur Ausſteuer mit Hilfe
Leonies zu machen. Während dieſer Zeit wollte Tante Tine