Full text: Des Herzens Heimat

Kaufmann oder Fabrikant, oder was er eigentlich iſt, 
heiraten müßte?“ 
„Die Hauptſache iſt, daß er viel zu alt für Deine 
Schweſter iſt! Er könnte ja wohl ihr Vater ſein!“ ſagte 
Herr von Guttendorf. 
„Aber ſie iſt entzückt von ihm!“ rief Leonie, die in⸗ 
zwiſchen weiter geleſen hatte. Sie brachte Juttas Brief zu 
Ende und tauſchte ihn dann gegen den des Bewerbers aus, 
den ſie ebenfalls las, während ihr Mann das Schreiben 
ſeiner jungen Schwägerin durchſah. 
Je weniger ihn der Inhalt günſtig zu ſtimmen ſchien, 
deſto mehr konnte man bemerken, daß Leonies erſte Mei⸗ 
nung zu wanken begann. Nicht nur machte die warme, 
tiefe Neigung, die van Smitten ausſprach, ihren ergreifenden 
Eindruck, Frau von Guttendorf fand doch auch die Er— 
klärungen über Stellung und Vermögen, die er Juttas 
Schwager gab, ſehr beachtungswert. 
„Es wäre freilich eine brillante Partie!“ ſagte ſie, 
nachdenklich auf die Zahlen blickend, mit denen van Smitten 
angegeben, worüber Jutta frei zu verfügen haben würde, 
im Falle er ſie als Witwe zurückließe. Dem teuern Mäd⸗ 
chen gegenüber hatte er keine ſolchen Einzelheiten erwähnt, 
ihrem Verwandten und natürlichen Berater dagegen glaubte 
er dieſe Darlegung ſchuldig zu ſein. 
Je mehr Leonie die Sache erwog, in deſto günſtigerem 
Licht erſchien ſie ihr. Reichtum iſt bei den meiſten Menſchen 
ein glänzender und überzeugender Fürſprecher. Frau von 
Guttendorf fand, daß ein Herr van Smitten, der eine halbe 
Million beſaß, doch kein übler Schwager ſei, ein angenehmer 
Mann war er ohnehin, und wenn er Jutta ſo gut gefiel,
	        
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