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— Er hätte geradezu alles umformen müſſen, zuerſt ſeine
Frau und ihren Bruder, und das war ſo unmöglich, daß
er auch gar nicht daran dachte. Er ſchätzte und liebte ſie,
ſo wie ſie waren, und als er inne wurde, daß es beiden
zum Beiſpiel ganz gleichgiltig war, ob das Porzellanſervice,
von dem ſie ſpeiſten, viele Altersſchäden hatte, wenn nur
das gut war, was darauf zu Tiſch kam, ſo unterließ er
zwar nicht, ein neues elegantes Service anzuſchaffen, aber
er wunderte ſich nicht, daß für gewöhnlich das alte immer
noch im Gange blieb.
So war es mit andern Dingen auch. Henriette freute
ſich und war ihm dankbar, wenn er ſchöne Stoffe, elegante
Kleinigkeiten für ihre Toilette von gelegentlichen Reiſen
mitbrachte, aber ſie füllte meiſt ihre Schiebladen und
Schränke damit, nicht aus falſcher Sparſamkeit, ſondern nur
weil ſie wenig Sinn für äußere Eleganz hatte.
Kunſtſachen, Bücher, die er anſchaffte, blieben in
ſeinem Zimmer, weil niemand als er ſich daran erfreute,
und der kleinbürgerliche Stil der Einrichtung der Wohn⸗
räume kein harmoniſches Einfügen ſolcher Gegenſtände ge⸗
ſtatten wollte. —
Indeſſen vermißt man nicht allzu ſehr, was man noch
nie gehabt hat, und da van Smitten infolge ſeiner ent⸗
behrungsvollen Jugend nicht verwöhnt war, ſo machte ihn
die proſaiſche Alltäglichkeit ſeiner Umgebung keineswegs
unglücklich. Mit Vergnügen benutzte er ſeine reichlichen
Mittel für ſeine eigene Perſon, um ſo lieber, als Frau
und Schwager ihre ſtolze Freude an ihm hatten. Seine
ſtattliche Geſtalt, die er einfach, aber elegant kleidete, ſein
kluges, freundliches Geſicht, ſeine ruhige, aber weltge⸗