liche Tochter allein war, die er in ihr bewunderte und
ſchätzte. Er hatte eingeſehen, er liebte dies junge Mädchen,
wie er nie etwas geliebt auf der Welt! Unter dem Schein
fürſorglicher Teilnahme, die ihn ſelbſt getäuſcht, war ein
Empfinden gewachſen, das bald alle ſeine Gedanken, ſein
ganzes Weſen erfüllte, ſo daß er über die Gewalt desſelben
ſelbſt erſchrak.
Er nahm im eigentlichſten Wortſinne die Flucht da—
vor, indem er Jutta ſagte, er müſſe notwendig nach ſeinen
Angelegenheiten ſehen, würde aber, da er ohnehin in der
Gegend zu thun habe, noch einmal nach Brunnweiler zu—
rückkehren.
„Und dann bleiben Sie noch recht lange hier!“ hatte
ſie zu ſeiner Zuſage froh erwidert, und er war abgereiſt,
mit dem Bewußtſein, daß ſeine Geſchäfte ihm augenblick
lich gleichgiltig waren und daß nichts ihn nach Brunn⸗
weiler zurücknötigen würde, als das Verlangen, wieder bei
Jutta zu ſein.
Er ſagte ſich zugleich, daß er ein Narr ſei, mit fünf—
undvierzig Jahren ſo zu fühlen. Die Bezauberung, meinte
er, würde von ihm ablaſſen, wenn er, aus dem Bann der
lieben Stimme, der ſchönen Augen, die ihn ſo zutraulich
anblickten, wieder in die nüchterne Alltagswelt ſeines bis—
herigen Lebens eintrat. Das war ein Irrtum. Wohl
erſchien ſie ihm nüchtern, kalt und öde, wie nie, dieſe
Alltagswelt zu Hauſe, doch um ſo ſtärker fühlte er ſich
zurückgezogen in die Atmoſphäre wonnigen Behagens, die
ihn in Juttas Nähe umweht hatte, und um ſo weniger wurde
er den Gedanken los, der ihn peinigte und entzückte, den Ge⸗
danken: „Bewirb dich um Jutta Römer, nimm ſie zur Frau!“