Full text: Des Herzens Heimat

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ſelber in Thränen ausbrechend. „Wie quälſt Du Dich 
denn? Ich, Dich verlaſſen, der Du mein liebſter Mann, 
meines Herzens Heimat biſt?“ 
Sie hatte ihn mit beiden Armen umſchlungen und 
geküßt, wie ſie ihn noch nie geküßt. Er fühlte es, eine 
Wonne, die ihn faſt ſchwächer als der Schmerz fand, der 
er im Augenblick faſt erlag. Aber er faßte ſich und Jutta 
feſt an ſich ſchließend, bat er leiſe: „Meine Geliebte, mein 
Kind, ſage es noch einmal, Du wollteſt nicht dieſem Mann 
folgen, ihm, der doch derſelbe iſt, der ...“ 
„Wie haſt Du das entdeckt?“ unterbrach ihn Jutta 
und der Ton unbefangener Neugier, mit dem ſie fragte, 
hätte ihn aufklären können, wenn es nicht ohnehin plötzlich 
wie Schuppen von ſeinen Augen gefallen wäre. 
„Warum hatteſt Du mir es nicht geſagt?“ fragte er 
dagegen. 
„Es war ſo überflüſſig!“ erwiderte ſie. „Er bat mich, 
da wir zu beiderſeitiger Überraſchung uns als alte Be⸗ 
kannte auf dem Wege zwiſchen Marſtein und Schattenthal 
entdeckten, den alten Namen, den er der Ehre wegen ab⸗ 
gelegt, zu vergeſſen. Ich wollte Dir doch von dem Wieder⸗ 
ſehen erzählen damals, aber Du thateſt eine Außerung, 
die mich zurückhielt. Es wäre vielleicht beſſer geweſen, zu 
reden!“ 
„Den Vorwurf muß ich mir auch machen!“ ſagte 
Daniel ſchnell. „Was habe ich gelitten in der letzten Zeit 
in meiner kurzſichtigen Verblendung, anſtatt offen mit Dir 
zu reden? — Ich ſchäme mich vor Dir, mein Liebling! 
Ich verdiene nicht, daß Du mich Deines Herzens Heimat 
nennſt! Gott iſt es, der Dich mir neu geſchenkt hat, bei 
dem Du zu Hauſe biſt mit Deinem ſchönen Weſen! Ich 
habe zu ihm gebetet, während ich in Todesqual hier auf Dich 
wartete! Scheinbar bin ich weggefahren, aber hierher zurück⸗ 
gekehrt, entſchloſſen, Dich um jeden Preis zu halten, zu 
reuten! Gott hat mich erhört, ich habe Dich wieder!“ 
Der anfahrende Wagen unterbrach die weiteren Ver⸗
	        
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