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kommen, den Onkel aufzuklären, ehe es zu ſpät war und
als hätte alles ſich ſeinen Wünſchen fügen müſſen, ſo traf
er gerade mit Herrn van Smitten zuſammen, ehe er die
Hinterthür des Gartens, durch die er zurückkehren wollte,
betrat.
Er teilte ihm mit, daß er eigentlich nur zufällig dem
Burſchen Veit das Billet ſeiner Tante abgenommen, daß
er aber ihr und dem Onkel einen Dienſt zu leiſten glaube,
wenn er es ihm übergäbe.
Herr van Smitten überflog das Blatt mit den Augen,
faltete es anſcheinend ruhig wieder ineinander und ſagte
dann: „Beſorge das Billet auf der Stelle an ſeine Adreſſe,
Franz, und hüte Dich, in Deiner Dienſtfertigkeit für mich
zu weit zu gehen!“
Der Neffe war verdutzt. War Onkel Daniel blind,
oder wollte er es ſein? Oder wollte er es zum äußerſten
kommen laſſen? Vielleicht! Franz eilte, das Briefchen in
Schattenthal abzugeben.
In der That, Herr van Smitten wollte es zum
äußerſten kommen laſſen. Die Faſſung, welche er vor den
Augen des Neffen behauptet, war ein Übermaß von Be⸗
ſtürzung und Schmerz.
Das Argſte war möglich, war im Begriff zu geſchehen.
Jutta, ſein Kleinod, ſein über alles geliebtes Weib war
wirklich treulos, ſie wollte ihn verlaſſen! — Es ſtand da
geſchrieben mit deutlichen Worten, ſie hatte längſt alles be⸗
ſchloſſen und vorbereitet, ſie war es müde, länger zu heucheln,
Komödie zu ſpielen, ſie wollte gehen!
War es möglich?
Aber wie konnte er zweifeln? Herbert war der Ge⸗