Full text: Des Herzens Heimat

— 229 — 
gar von der Gewohnheit, ſich von ihm Geld aus der 
Kaſſe holen zu laſſen, abwich und ihre Quittung ſelbſt ab⸗ 
gegeben hatte. 
Dieſe Neuerung erfüllte ihn mit Schrecken und Wut. 
Sein böſes Gewiſſen ließ ihn fürchten, ſie möge Verdacht 
hegen, daß er auf ihren Namen Zahlungen erhoben, zugleich 
ſah er die Quelle, wo er ſich Mittel für ſeine heimlichen 
Ausgaben verſchafft hatte, verſiegen. 
Er argwohnte, daß ſie ſich auch für ſonſtige Be⸗ 
ſorgungen anderer Boten bediene, und richtig gelang es ihm 
endlich zu beobachten, wie ſie einem Knaben, dem Sohn des 
Pförtners, der häufig zu Kommiſſionen verwendet wurde, 
ein Brieſchen übergab, mit dem derſelbe den Weg nach 
Schattenthal einſchlug. 
Dem Boten einen Vorſprung abgewinnen, war fur 
den ſchlauen Neffen eine Kleinigkeit. Er kam, anſcheinend 
unbefangen, hinter dem Knaben her, und dreiſt behauptend, 
daß Frau van Smitten ihm geſagt, er ſelbſt könne jetzt die 
Botſchaft ausrichten, die ſie aufgetragen, erlangte er ohne 
Schwierigkeit die Herausgabe des Briefes. Es war ein 
dreieckig gefaltetes Billet, wie Jutta ſie für unbedeutende 
Mitteilungen zu geben pflegte, ohne weiteren Verſchluß, als 
das zierliche Ineinanderſchieben, das ungeübte Hände wohl 
nicht zu öffnen wagten. 
Franz jedoch ſchreckte vor dieſer Aufgabe nicht im 
mindeſten zurück, er öffnete und las: 
„Alles geht vortrefflich! Mein Mann fährt nach 
Xheim, kommen Sie um 4 Uhr mit Ihrem Wagen, mich 
zum Bahnhof abzuholen.“ 
Franz triumphierte. Jetzt war der Augenblick ge⸗
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.