iſt immer leichter als ausharren! — Kommen Sie, nehmen
Sie Ihre Pflichten als Mutter und Hausfrau auf, arbeiten Sie,
ſorgen Sie jetzt ſelbſt für Ihren Sohn, der ſein Schweſterchen
vermißt und von Fremden getröſtet und gepflegt wird!“
„Sie haben Recht!“ erwiderte die unglückliche Frau,
nachdem ſie mit ſtarren, trockenen Augen, aber aufmerkſam
zugehört hatte. Ihre angeborene Energie, die ſich bisher
in einer Art Wut gegen ſich ſelbſt geäußert, ergriff jetzt
das gezeigte Mittel zur Sühne, das bei weitem ſchwerer war,
als einem verkehrten Leben ein ſchnelles Ende zu machen. —.
Stumm und ſtarr, in den erblaßten, jetzt beſonders hart
hervortretenden Zügen ein unerbittliches Urteil gegen ſich
ſelbſt, wendete ſie ſich ſogleich dem praktiſchen Leben zu und
entwickelte eine fieberhafte Thätigkeit. Sie ging in die
Kinderſtube und brachte ihren Knaben, der nach ſeiner Ilſe
rief, zur Ruhe, dann trug ſie bis tief in die Nacht alle
Sachen des verſtorbenen Kindes zuſammen, ordnete ſie ſorg⸗
fältig und packte ſie ein. Ihr Mann, ihre Mutter halfen
ihr ſchweigend, ſie ließ es geſchehen und gab auf Fragen
und Zureden genügende Antworten, die kurz und hart
klangen. Doch waren alle froh, daß ſie vernünftig ſprach
und die Zügel des Hausregiments ſelbſt in die Hand nahm.
„Kommen Sie wieder?“ hatte ſie zu Jutta geſagt
und bei der Frage war ein Strahl angſtvollen Verlangens
aus den kalt und ſtarr ſchauenden Augen gebrochen.
„Ich komme morgen wieder!“ hatte Frau van Smitten
geſagt, und ſo wenig erfreulich es war, ſo ſehr es ſie in
ihrer eigenen Häuslichkeit gerade jetzt ſtörte, ſie war doch
Tag für Tag nach der Stadt gefahren und hatte ſtunden⸗
lang im Winter'ſchen Hauſe verweilt.