— 18 —
und pünktlich gethan, Leonie dagegen frühſtückte ganz be⸗
haglich. Der von der Schweſter bereitete Kaffee ſchmeckte
ſo gut, und nirgends, am wenigſten bei ihrem Bäcker in
der Reſidenz, gab es ſo delikate Hörnchen, ſo angenehmes
Weißbrot, zu dem die friſche Sahnenbutter köſtlich ſchmeckte,
als hier in Brunnweiler.
Das erwog die ſchöne Frau mit aller Gemütsruhe,
die bei ihr ſo ſchnell den Sieg über jede Erſchütterung.
gewann. Sie hatte ebenfalls Thränen kindlicher Trauer
an dieſem Morgen ſchon vergoſſen, ſchmerzlich geklagt, daß
der liebe Papa noch viel länger hätte leben können, und
daß ihr jüngſter Knabe nun den Großvater nie geſehen
habe, aber damit hatte ſie auch fürs erſte ihrer Schmerz⸗
empfindung genug gethan und konnte bemerken, daß ſie,
nach dem längeren Faſten, das durch die Aufregung bei
ihrer Ankunft am Abend vorher veranlaßt worden, wirklich
lebhaften Appetit empfand. —
Die Schweſter und der Gatte kannten Leonies Art und
liebten ſie dennoch, auch trat ihre Vorliebe für behaglichen
Genuß materiellen Lebens nie den Anſtand verletzend hervor.
Es konnte ſogar ein Vergnügen ſein, Leonie genießen zu ſehen,
ſo gut vereinte ſie Maßhalten und anmutige Bewegungen
mit dem ſichtlichen Behagen an guten Dingen.
So hielt ſie jetzt mit freundlichem Druck die Hand
der Schweſter, die ihre Taſſe noch einmal füllen wollte,
zurück, und ſie an derſelben zu ſich heran auf das Sopha
ziehend, ſagte ſie:
„Meine arme Jutta, laß uns einmal davon reden:
was wird nun eigentlich aus Dir?“ —
„Bei uns iſt wohl ſelbſtverſtändlich ihre nächſte