Full text: Des Herzens Heimat

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Männer überhaupt ſo nicht lieben? — Namen ſie nur eine 
Zeit lang aus dem Feuer der Leidenſchaft jene warme In⸗ 
nigkeit, jenes unbegrenzte Vertrauen, jene überlegene Kraft, 
die eine Frau ſo getroſt ruhen laſſen an dem ſtarken zärt⸗ 
lichen Herzen, dem ſie ſich zu eigen gegeben? — — 
Kam, wenn dies Feuer verrauchte, der männliche 
Egoismus zu Tage und zeigte ſich als üble Laune, als 
Rückſichtsloſigkeit? — Was hatte Daniel jetzt mit einem⸗ 
male gegen ihre Freigebigkeit in Bezug auf Eveline, da er 
ſie ſonſt ſo ſehr verwöhnt, ſo ſicher gemacht im Punkt des 
Geldverbrauchs? — Warum fuhr er fort nach der Stadt, wo 
er gewiß nichts Nöthiges zu thun hatte, anſtatt bei ihnen zu 
bleiben, wie es ſtets am hübſcheſten und gemütlichſten war? 
Dieſe Gedanken durchkreuzten lebhaft ihren Kopf und 
machten, daß ſie, zerſtreut auf eine Frage antwortend, endlich 
Herberts Aufmerkſamkeit auf ihre veränderte Stimmung lenkte. 
„Ich fürchte, ich ermüde Sie!“ ſagte er daher, ſeine 
Rede unterbrechend, indem er vor Jutta ſtehen blieb: 
„Turgeniew intereſſiert Sie vielleicht gar nicht?“ 
„O doch!“ erwiderte ſie aufſehend. „Aber ich habe 
etwas Kopfweh!“ 
In dieſem Augenblick hörte man einen Wagen vor⸗ 
fahren und der unwillkürliche Ausruf: „Da kommt mein 
Mann wohl zurück?“ war kaum Juttas Lippen entſchlüpft, 
als Nina in der Thür erſchien. 
„Richtig iſt es ſo, wie ich dachte und wie ich unter⸗ 
wegs zu Herrn van Smitten geſagt: ich ſtöre hier das 
intereſſanteſte téte-à-téte!“ 
Sie ſagte es lachend, indem ſie ſich gegen Herrn Herbert 
verbeugte und dann Jutta mit den Armen umfaſſend, rief 
Cron, Des Herzens Heimat. 14
	        
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