Full text: Des Herzens Heimat

ſam zu einer Schutzwehr für Jutta machte, die möglichſt 
abzuhalten ſtrebte, was ſich mit teilnehmender Neugier mit 
Fragen und Anordnungen herandrängte. 
Es hatte ſich von ſelbſt ſo gefügt. Beide hatten gar 
nicht gewartet, daß ihr Beiſtand angeſprochen würde! Sie 
leiſteten ihn, als gälte es ihre eigenen Angelegenheiten und 
Jutta nahm dies an, als müſſe es ſo ſein. 
Auf die telegraphiſche Anzeige, die Herr van Smitten 
an den Schwiegerſohn des Oberſten gerichtet, die einen 
Unfall des letzteren meldete und den Wunſch, daß die Ver⸗ 
wandten kommen möchten, war die Rückantwort erfolgt: 
„Wir kommen morgen!“ und in der That traf der Haupt⸗ 
mann von Guttendorf mit ſeiner Gemahlin am Abend des 
nächſten Tages ein. — 
Es war ein trauriges Wiederſehen der Geſchwiſter, 
aber der unbefangene Beobachter konnte leicht erkennen, 
daß die unglückliche Veranlaſſung desſelben von Jutta viel 
tiefer empfunden wurde, als von ihrer älteren Schweſter. 
Leonie von Guttendorf war keineswegs kaltherzig, aber 
eine phlegmatiſche Natur, zu bequem, um viel zu denken 
und zu empfinden. Von Kindheit auf gewöhnt, durch ihre 
ſchöne Erſcheinung zu gefallen, hatte ſie ſich nie bemüht, 
etwas zu ſein, oder zu thun, als was ſich ſo gewiſſermaßen 
von ſelbſt ergab. 
Es war eigentlich zum Erſtaunen geweſen, daß Herr 
von Guttendorf, ein bis zur Trockenheit ernſter Charakter, 
ein Mann von bedeutenden Fähigkeiten, von altem Adel 
und Vermögen, gerade ein Mädchen, wie Leonie zur Gattin 
gewählt hatte, die bürgerlich und auch geiſtig ihm ſo wenig 
ebenbürtig war.
	        
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