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lichen Kreis vermehrten, ſie dachten nicht an Gefahr, wenn ſie
Herbert ſo oft in der Nähe der ſchönen, jungen Frau trafen.
Sie fanden ihn intereſſant, ſie erzählten von ihm und
mutmaßten, ob er bleiben oder wieder gehen würde; Eltern
erwachſener Töchter erkundigten ſich nach ſeinen näheren
Verhältniſſen und fanden, daß man ſich mit den Marſteinern
noch näher befreunden ſollte, da es doch ein höchſt angenehmes
Haus ſei; man ſtellte den Töchtern Frau Jutta als nach⸗
ahmenswertes Muſter dar: ihre Art, ſich zu benehmen, be⸗
ſcheiden und doch mit Würde, ihr Geſchmack in der Toilette,
ihre Einrichtung bei allem Reichtum, doch nie prahleriſch, das
wurde vielfach beſprochen, denn die Welt iſt im Ganzen gern
gerecht gegen die Glücklichen, von denen ſie Nutzen ziehen kann,
wie gegen die Unglücklichen, die ſie nicht allzuſehr beläſtigen.
Es iſt wahr, daß die Welt, die müßige, klatſchſüchtige der
Trinkſtuben und der Kaffeegeſellſchaften es liebt, Geſchwätz zu
machen, Geſchichten hin und herzutragen, je ſkandalöſer, deſto
beſſer, aber ebenſo gewiß iſt, daß überall dieſen Geſchichten
ein Körnchen Wahrheit zu Grunde liegen muß, daß es mit
irgend jemandes Ruf, wie man zu ſagen pflegt, einen Haken
haben muß, wenn die Verleumdung daran hängen bleiben ſoll.
In Juttas Namen, am Marſteiner Hauſe haftete nichts
dergleichen, die Gäſte derſelben teilten und beförderten mehr
oder weniger wohlwollend und geſchickt das angeregtere
Leben, wie das Hinzutreten einer neuen, bedeutenden Per⸗
ſönlichkeit es wohl geſtaltet.
Ein einziger war es, der mit ſcheelen Blicken hinein
ſah, der Herbert ungünſtig und mit Neid betrachtete und
an Gefahr dachte bei ſeinem Verkehr mit der ſchönen Frau
des Hauſes, und das war Franz!
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