Die Phyſiognomie des Lebens im Winter'ſchen Hauſe,
die eine Zeit lang lauter Heiterkeit und ſprühende Luſt
gezeigt, hatte ſich weſentlich verändert und nahm ſich ziem⸗
lich wüſt aus! Die elegante Einrichtung ſelbſt ſchien ver⸗
braucht und welk, denn die zahlreiche Dienerſchaft fand
doch wenig Zeit oder Luſt zu jener pünktlichen Herſtellung
der Ordnung und Sauberkeit, die allein dem inneren Haus⸗
halt Friſche und gutes Ausſehen bewahren. Ähnlich, wie
den Möbeln, den Fenſtern und Fußböden erging es den
Kindern; ſie wurden geputzt und beſorgt, wie es eben den
Dienſtleuten paßte, haſtig und oberflächlich, mit Schmei⸗
cheleien und Scheltworten abwechſelnd zur Ruhe gebracht.
Die vielen Beſuche, die nach augenblicklicher Laune er—
dachten und ausgeführten Luſtbarkeiten ließen keine feſte
Hausordnung mehr zu und die täglichen Mahlzeiten ſchoben
ſich oft ſtundenlang über die feſtgeſetzte Zeit hinaus. Mann,
Kinder und Dienerſchaft warteten und hungerten oft, weil
die gnädige Frau noch nicht zurück war von einer Prome⸗
nade, von einem Ausflug, einem Beſuch von Sehenswürdig⸗
keiten, wozu einige Offiziere, vor allen immer Baron Burg⸗
wart, ſie begleiteten.
Nach und nach war dem Pfarrer Winter das Treiben
in und außer dem Hauſe, das er anfangs, weil es Nina
in ſo gute Laune verſetzte, gutgeheißen und bis auf einen
gewiſſen Punkt mitgemacht hatte, denn doch zu arg ge⸗
worden, er hörte Außerungen darüber, die für Scherz zu
ernſthaft und im Ernſt höchſt bedenklich waren; ſeine
Schwiegereltern, die lange verreiſt geweſen waren, be⸗
ſtürmten ihn mit Fragen und Vorwürfen über die wilde,
unpaſſende Wirtſchaft, die in ſeinem Hauſe herrſche.