„O nein, wahrhaftig nicht!“ rief er mit bitterem
Lächeln. „Im Gegenteil, ich begrub damals meine teuerſten
und — wie ich zu glauben wagte, — begründeten Hoff⸗
nungen auf Liebe und Glück für immer!“
„Und warum?“ hauchte Jutta mehr, als daß ſie es
ſprach, denn im jähen Wechſel der Gefühle drohten ihr
faſt die Sinne zu ſchwinden, aber ſie mußte ja hören.
„Sie haben ein Recht zu dieſer Frage,“ erwiderte der
Fremde, „und ich konnte doch damals die Antwort nicht
geben! Ich mußte als ein gehaltloſer, unbeſtändiger, ja
vielleicht als boshafter Charakter vor Ihrem Herzen ſtehen,
gerade, als ich es zu gewinnen hoffte für immer, als ich
ſtolz und glücklich in dem Bewußtſein, geliebt zu ſein, Ihr
Herz, Ihre Hand fordern wollte für das Leben!“
Eine helle Freudenröte überflog Juttas erblaßtes
Geſicht, glückſeliges Leuchten trat in ihre Augen, ſie ſah
wunderſchön aus, als ſie, die Hände gegen die Bruſt
drückend, ausrief: „Alſo doch!“
Wieder zog jenes ſchmerzliche Lächeln um die Lippen
des jungen Mannes, als er ſagte:
„Ja, Sie mußten irre an mir werden, ich wußte es
und konnte es doch nicht ändern! Ich mußte mein Herzens⸗
glück unbarmherzig opfern und auch das Ihrige zerſtören,
wenigſtens für eine kurze Zeit!“
„O, nicht nur für eine kurze Zeit!“ rief Jutta ſchmerz⸗
lich. „Ich hatte für Jahre alle Lebensfreude, allen Glauben
an mich ſelbſt und andere verloren, ich fand mich getäuſcht
und verachtet, wo ich gehofft und verehrt, ich glaubte mich
meiner ſelbſt ſchämen zu müſſen!“
„Armes Kind! Ich konnte es denken!“ ſagte er, ſich