10
birgsluft des neuen Wohnorts ungeachtet, ſeiner Natur
nicht zuzuſagen, denn ohne entſchieden krank zu ſein, klagte
er bald über dies, bald über das, was ihm ſonſt nicht
eigen geweſen war.
Mehr aus Bequemlichkeit, als aus Bedürfnis des
Sparens, hatte er ſein Reitpferd abgeſchafft und vermißte
nun doch die gewohnte Bewegung mit demſelben; er ver⸗
mißte auch den Dienſt und die Kameraden, die Geſellſchaft
im Städtchen behagte ihm nicht recht; er hielt ſich zurück
und wurde für ſtolz gehalten.
Die reiche Naturſchönheit des Ortes, wenn er ſie
auch nicht gering ſchätzte, erſetzte ihm nicht das gewohnte
Leben in der Reſidenz, während Jutta darin beglückenden
Erſatz fand.
Sie war noch in jenem köſtlichen Stadium des
Lebens, wo ein ſo reicher Quell von Gedanken und Empfin⸗
dungen in der Seele ſprudelt, daß ihr die Einſamkeit
Bedürfnis iſt, um Raum zu gewinnen für den inneren
Reichtum.
Solchen Gemütern iſt das Daſein in ſchöner Natur
höchſter Lebensgenuß, denn während alle Sinne reine
Befriedigung finden, ſtört kein Mißklang menſchlicher Leiden⸗
ſchaft oder Gemeinheit, kein kleinliches Streiten oder Be⸗
neiden den äußern und innern Frieden.
Jutta konnte nicht genug die balſamiſche Friſche der
Luft, die heimliche Stille des Waldes, den Blumenflor
in Gärten und Wieſen, die wundervollen Landſchaftsbilder
in der wechſelnden Beleuchtung, das mannigfaltige Tier⸗
leben, kurz, den ganzen unendlichen Reichtum der Natur
bewundern und genießen! — Auch der Winter draußen war