Full text: Des Herzens Heimat

— 
war nicht gehört worden von der jungen Dame, die dort 
ſaß, eifrig mit Handarbeit beſchäftigt, mit einer zierlichen 
Kleidergarnierung von zartem Stoff, der in einer Menge 
ſchmaler Streifen ihren Schoß bedeckte. 
„Immer häuslich, mein gnädiges Fräulein? Immer 
ſo fleißig?“ ſagte jetzt näher tretend der Beſucher. 
„Ah, lieber Herr van Smitten!“ rief die junge Dame 
mit heiterem Aufblick ihm ihre eine Hand entgegenſtreckend, 
während die andere bemüht war, den luftigen Stoff der 
Arbeit feſtzuhalten. 
„Entſchuldigen Sie, wenn ich nicht aufſtehe!“ fuhr ſie 
zutraulich fort. „Sie ſehen, wie dieſe Volants mich tyran⸗ 
niſieren! — Setzen Sie ſich zu mir, mein Vater muß 
gleich kommen, ich finde, daß er ſeine Mittagsruhe heute 
ungewöhnlich lange ausdehnt!“ — 
Herr van Smitten horchte auf ihr Geplauder und ſah 
ſie dabei an, wie jedesmal, wenn er ſie antraf, mit einem 
Gemiſch von Freude und Erſtaunen. — Von Freude, weil 
er ſie gar ſo anmutig fand, die ſchöne Jutta mit ihren 
Unſchuldsaugen voll Geiſt und Güte, in denen gelegentlich 
ſo viel Schelmerei aufblitzen konnte, wie ſich in den Grübchen 
der Wangen verbarg, die ihr reizendes Lächeln offenbarte; 
— ſo anmutig mit dem unbefangen vornehmen Weſen ihrer 
ganzen Erſcheinung. 
Und in ſein Wohlgefallen, mit dem er ſie nie genug 
anſehen konnte, miſchte ſich das Erſtaunen, da er ſie da 
Tag für Tag ſo ſtill, ſo anſpruchslos fand, allein in der 
Zurückgezogenheit mit dem Vater, immer beſchäftigt, ſei es 
mit Häuslichem, oder mit Lektüre, oder Muſik, immer aber
	        
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