Full text: Die Brüder vom Försterhaus und was sie in Krieg und Frieden erlebten

vieler Umſtändlichkeit begrüßten, wie es ſo zwiſchen 
Freunden zu ſein pflegt, die einander lange nicht ſahen, 
trat Wilhelm an die Ofenbank zu ſeinem unglücklichen 
Bruder, den er über alles liebte, und ſchenkte ihm einen 
prächtigen Strauß von Waldblumen und Farnen als 
einen lieblichen Gruß von draußen. So kleine Auf— 
merkſamkeiten erfüllten des Krüppels Herz immer mit 
kindlicher Freude, das wußte der andere. Doch heute 
war ſein Dank nur kurz, und wie im Traum rief 
Johannes aus, während ſeine ſkelettartigen Finger die 
Blumen feſt umkrampften: „Es wird losgehen! Und du 
darfſt dabei ſein, du Glücklicher! Ich muß in meiner 
Ofenecke ſitzen bleiben. Mich braucht das Vaterland nicht.“ 
Da ſtreichelte Wilhelm ihm ſanft die fahle Wange 
und erwiderte: „Aber du kannſt beten für uns, wenn 
wir im Kugelregen für die Freiheit kämpfen. Jeder an 
ſeinem Teil.“ — Bald wurde die Unterhaltung beim 
Schein einiger im Kamin mit luſtig flackerndem Feuer 
verbrennender Kienſpäne ſo lebhaft, daß die Be— 
teiligten alles andere um ſich her vergaßen, auch das 
Knurren und Bellen der Hunde draußen überhörten. 
„Ja, Gevatter, wäre es nur erſt ſoweit! Alle wollen 
wir mithelfen, dieſes Gelichter von Franzoſenbrut aus 
dem Lande zu treiben!“ ruft der Förſter gerade mit ſeiner 
dröhnenden Donnerſtimme aus, als zum zweitenmal an 
die Tür geklopft wird. Wilhelm öffnet, und herein tritt 
mit tiefer Verbeugung ein langer, hagerer Mann mit 
einem höchſt unſympathiſchen Geſicht. Fahl und knochig 
iſt es, hat eine große gebogene Naſe, einen ſehr breiten 
Mund, eine eingedrückte Stirn und ein Paar grünlich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.