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Krönleinnatter, Schlangenkönigin und dergleichen, und ſie
haben geſagt, der Beſitz eines ſolchen Krönleins bringe
großes Glück.
Bei einem geizigen Bauer diente eine fromme, mild⸗
herzige Magd, und in deſſen Kuhſtalle wohnte auch eine
Krönleinnatter, die man zuweilen des Nachts gar wunder⸗
ſchön ſingen hörte, denn dieſe Nattern haben die Gabe,
ſchöner zu ſingen als das beſte Vögelein. Wenn nun die
treue Magd in den Stall kam und die Kühe molk, oder
ſie fütterte und ihnen ſtreute — was ſie mit großer Sorg⸗
falt that, denn ihres Herrn Vieh gieng ihr über alles, —
da kroch manchmal das Schlänglein, welches ſo weiß war,
wie ein weißes Mäuschen, aus der Mauerſpalte, darin es
wohnte, und ſah mit klugen Augen die geſchäftige Dirne an,
und dieſer kam es immer vor, als wolle die Schlange etwas
von ihr haben. Und da gewöhnte ſie ſich, in ein kleines
Untertäſschen etwas kuhwarme Milch zu laſſen, um dem
Schlänglein dieſes hinzuſtellen, und das trank die Milch mit
gar großem Wohlbehagen und wendete dabei ſein Köpfchen,
und da glitzerte das Krönlein wie ein Demant oder ein
Karfunkelſtein und leuchtete ordentlich in dem dunkeln
Stalle. ö
Die gute Dirne freute ſich über die weiße Schlange
gar ſehr und nahm auch wahr, daſs, ſeit ſie dieſelbe mit
Milch tränkte, ihres Herrn Kühe ſichtbarlich gediehen, viel
mehr Milch gaben, ſtets geſund waren und ſehr ſchöne
Kälbchen brachten, worüber ſie die größte Freude hatte.
Da traf ſich's einmal, daſs der Bauer in den Stall
trat, als jusſt die Krönleinnatter ihr Tröpfchen Milch ſchleckte,
das ihr die gute Dirne hingeſtellt, und weil er geizig und
habſüchtig über alle Maßen war, ſo fuhr er gleich ſo zornig
auf, als ob die arme Magd die Milch eimerweiſe wegge⸗
ſchenkt hätte.
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