Full text: Neues deutsches Märchenbuch

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Krönleinnatter, Schlangenkönigin und dergleichen, und ſie 
haben geſagt, der Beſitz eines ſolchen Krönleins bringe 
großes Glück. 
Bei einem geizigen Bauer diente eine fromme, mild⸗ 
herzige Magd, und in deſſen Kuhſtalle wohnte auch eine 
Krönleinnatter, die man zuweilen des Nachts gar wunder⸗ 
ſchön ſingen hörte, denn dieſe Nattern haben die Gabe, 
ſchöner zu ſingen als das beſte Vögelein. Wenn nun die 
treue Magd in den Stall kam und die Kühe molk, oder 
ſie fütterte und ihnen ſtreute — was ſie mit großer Sorg⸗ 
falt that, denn ihres Herrn Vieh gieng ihr über alles, — 
da kroch manchmal das Schlänglein, welches ſo weiß war, 
wie ein weißes Mäuschen, aus der Mauerſpalte, darin es 
wohnte, und ſah mit klugen Augen die geſchäftige Dirne an, 
und dieſer kam es immer vor, als wolle die Schlange etwas 
von ihr haben. Und da gewöhnte ſie ſich, in ein kleines 
Untertäſschen etwas kuhwarme Milch zu laſſen, um dem 
Schlänglein dieſes hinzuſtellen, und das trank die Milch mit 
gar großem Wohlbehagen und wendete dabei ſein Köpfchen, 
und da glitzerte das Krönlein wie ein Demant oder ein 
Karfunkelſtein und leuchtete ordentlich in dem dunkeln 
Stalle. ö 
Die gute Dirne freute ſich über die weiße Schlange 
gar ſehr und nahm auch wahr, daſs, ſeit ſie dieſelbe mit 
Milch tränkte, ihres Herrn Kühe ſichtbarlich gediehen, viel 
mehr Milch gaben, ſtets geſund waren und ſehr ſchöne 
Kälbchen brachten, worüber ſie die größte Freude hatte. 
Da traf ſich's einmal, daſs der Bauer in den Stall 
trat, als jusſt die Krönleinnatter ihr Tröpfchen Milch ſchleckte, 
das ihr die gute Dirne hingeſtellt, und weil er geizig und 
habſüchtig über alle Maßen war, ſo fuhr er gleich ſo zornig 
auf, als ob die arme Magd die Milch eimerweiſe wegge⸗ 
ſchenkt hätte. 
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