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jungen Grafen und ſchaute ihn mit einem ſo grimmigen und
dabei ſcheuen Blicke an, daß Richard auf einmal hinter das
ganze Geheimniß ſeines Lieblings kam.
„Aha,“ ſagte er, „du erinnerſt dich der Brücke, Ponto,
und des Beiles, welches deine Ohren und deinen ſchönen,
langen Schweif bedrohte? Nun, ſei nur ruhig. Jetzt ge⸗
hörſt du mir und ich werde dich gewiß beſchützen, ſo weit
meine ſchwache Kraft reicht. Mach fort, Ponto, damit du
mit deinen Kunſtſtückchen fertig wirſt und wir das Schloß
wieder verlaſſen können.“
Das Zureden half. Ponto wurde aufmerkſam und
bald hielt es Richard für gut, die Vorſtellung zu ſchließen.
Er rief Ponto zu ſich, der mit einem mächtigen Satze auf
ſeinen Arm ſprang, und verneigte ſich ſodann vor dem jun⸗
gen Grafen Alfred, um ſich hinweg zu begeben. Alfred gab
das jedoch nicht zu.
„Nein,“ ſagte er mit heuchleriſcher Freundlichkeit,
„nein, Richard, du wirſt nicht denken, daß mein Vater dich
ohne Belohnung gehen laſſen wird. Folge mir in ſein Ka⸗
binet, er wünſcht dich zu ſprechen.“
Richard, obwohl er den Lohn von ſich ablehnte, hielt
es doch für unſchicklich, dem Wunſche Graf Glendinning's
nicht nachzukommen, und folgte daher dem raſch voranſchrei—
tenden Alfred auf dem Fuße. An der Thüre wandte ſich
dieſer nach ihm um.
„Höre,“ ſagte er, „die Katze mußt du hier laſſen. Mein
Vater kann das ganze Geſchlecht nicht leiden und wird es
ungern ſehen, wenn du deinen Ponto in ſein Gemach bringſt.
Gieb ihn indeſſen den Lakaien in Verwahrung.“
Richard ſtutzte; doch noch immer ohne Arg ſetzte er
den Kater auf einen Stuhl und befahl ihm, da ruhig ſeine
Rückkehr zu erwarten. Der Kater gehorchte, kauerte ſich
zuſammen und lag mäuschenſtill, obwohl ſeine Augen
fortwährend glühend umherrollten und er ſeine Blicke mit