gar zu fleißig ſein, guter Junge. Jedes Uebermaß ſchadet
und man darf auch des Guten nicht zu viel thun.“
Richard ſchaute auf und ſah die ſorgſame Mutter mit
einem zärtlichen Blicke an. „Sei nicht bange um mich,
Mütterchen,“ ſprach er dann, indem er mit der Hand die
brauxen Locken von der heißen Stirn zurückſchob. „Ich
werde gewiß aufhören zu arbeiten, wenn es Zeit dazu iſt.
Aber du weißt ja, daß morgen des kleinen Grafen Alfred
Geburtstag iſt und daß ich verſprochen habe, ein ſchönes
Blumenbouquet auf das Schloß zu liefern. Da muß ich
denn noch heute Abend die Levkoyen begießen, damit ſie
morgen früh, wenn ich ſie pflücke, vecht friſch und ſchön ſind.
S'iſt bald gethan.“
Und munter lief er an den Bach, füllte ſeine Gieß—
kanne, kehrte zurück, ließ den erfriſchenden Strom über das
Beet hinrauſchen und wiederholte dies Geſchäft, bis alle
Blüthen ihr reichliches Theil von dem künſtlichen Regen
bekommen hatten. Da erſt legte er die Gießkanne bei Seite
und ſprang vergnügt zur Mutter hin, neben ihr auf der
Steinbank Platz nehmend.
„So, Mutter,“ rief er, „nun iſt gethan, was geſchehen
mußte, und ich will bei dir ſitzen bleiben und mit dir plau—
dern, ſo lange es dir gefallen mag.“
„Wär' es dir aber nicht lieber, Richard, wenn ich dich
zu deinen Spielkameraden laufen ließe, damit du in ihrer
Geſellſchaft ſpielen und dich freuen könnteſt?“
„Nein, nein, Mutter,“ entgegnete Richard raſch, „bei
dir iſt mir immer am wohlſten und darum bleibe ich am
liebſten bei dir. Mit den Knaben ſpiele ich ja nach den
Schulſtunden genug. Laſſ' mich nur hier.“
„Du biſt ein gutes Kind, lieber Richard!“ ſprach die
Mutter, gerührt von der Liebe und Anhänglichkeit ihres
einzigen Sohnes. „Du weißt wohl, welche Freude du mir
machſt, wenn du in meiner Nähe bleibſt und vernachläſſigſt