Full text: Kinder-Gärtlein, ein Buch für Mütter zur ersten Beschäftigung der Phantasie der Kinder zugleich auch als erstes unterhaltender Lesebuch

WO. 
Die Sternthaler. 
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und 
Mutter geſtorben, und es war ſo arm, daß es kein Kämmer⸗ 
chen mehr hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr, 
darin zu ſchlafen, und gar nichts mehr, als die Kleider, die es 
auf dem Leibe trug, und ein Stückchen Brod, das es in der 
Hand hielt, und das ihm ein mitleidiges Herz noch geſchenkt 
hatte. Es war aber gut und fromm. Und weil es ſo von 
aller Welt verlaſſen war, ging es im Vertrauen auf den lieben 
Gott hinaus in's Feld. Da begegnete ihm ein armer Mann, 
der ſprach: Ach, gib mir doch etwas zu eſſen, ich bin ſo 
hungrig. Es reichte ihm das Stückchen Brod und ſagte: 
„Gott ſegne dir's! v und ging weiter. Da kam ein Kind, das 
jammerte und ſprach: &Es friert mich ſo an meinem Kopf, 
ſchenke mir doch etwas, womit ich ihn bedecken kann! — Da 
that es ſeine Mütze ab und gab ſie ihm. Und als es noch 
ein Bischen gegangen war, kam wieder ein Kind, das hatte 
kein Leibchen an und fror: da gab es ihm ſein's. Und da kam 
noch eins und bat um's Röcklein, das gab es auch von ſich 
hin. Endlich kam es in einen Wald und es war ſchon dunkel 
geworden. Da kam noch eins und bat um ein Hemdlein und 
das arme Mädchen dachte: Es iſt dunkle Nacht, da kannſt du 
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