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machte es ſich auf den Weg zu der Großmutter. Wie es an⸗
kam, ſtand die Thüre auf. Darüber verwunderte es ſich, und
wie es in die Stube kam, ſah's ſo ſeltſam darin aus, daß es
dachte: Ei! du mein Gott, wie wird mirs heute zu Muth,
und bin ſonſt ſo gern bei der Großmutter. Darauf ging es
zum Bett und zog die Vorhänge zurück, da lag die Großmutter
und hatte die Haube tief ins Geſicht geſetzt und ſah ſo wun
derlich aus. „Ei, Großmutter, was haſt du für große Oh⸗
ren!) — „Daß ich beſſer hören kann.“ — „Ei, Großmutter,
was haſt du für große Augen!“ — „Daß ich beſſer ſehen
kann., — „Ei, Großmutter, was haſt du für lange Hände!, —
„Daß ich dich beſſer packen kann.“ — „Aber, Großmutter,
was haſt du für ein entſetzlich großes Maul!“ — „ Daß ich
dich beſſer freſſen kann.v Dann ſprang der Wolf aus dem
Bette, ſprang auf das arme Rothkäppchen, und verſchlang es—
Wie der Wolf Alles aufgefreſſen hatte, legte er ſich wieder
ins Bett, ſchlief ein und fing an, überlaut zu ſchnarchen. Der
Jäger ging eben vorbei und dachte: Wie kann die alte Frau
ſo ſchnarchen, du mußt einmal nachſehen. Da trat er hinein
und wie er vor's Bett kam, da lag der Wolf, den er lange
geſucht. Der hat gewiß die Großmutter gefreſſen, veilleicht iſt
ſie noch zu retten. Ich will nicht ſchießen, dachte der Jäger.
Da nahm er die Scheere und ſchnitt ihm den Bauch auf, und
wie er ein paar Schnitte gethan, da ſah er das rothe Käpp⸗
G&