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Freunde des Kinderlebens werden bei manchen dieſer Lied⸗
chen und Reime ſich in ihre Kinderzeit verſetzt ſehen — wo dieſe
Liedchen ihre Phantaſie umgaukelt und ausgefüllt und mit un⸗
nennbarem, kaum noch erinnerlichem Zauber umſtrickt hielten. —
Ja dieſe Liedchen und Reime werden gewiß noch manche an⸗
dere verklungene Träume, Sprüche und Liedchen ihrer Kinder⸗
Wiege nimmt und mit ihm liebaͤugelt. Das Raſſeln und Klappern der
duͤrren Knochen iſt keine wohltoͤnende Muſik fuͤr das Ohr des Kindes,
und es wird darum nicht eher aufhoͤren zu ſchreien, bis es wieder ruhig
in ſeiner Wiege liegt, wie freundlich auch der Knochenmann es angrinſe.“
„Man verlangte, die Muͤtter oder Waͤrterinnen ſollten von Anfang
an das Kind als ein bloß verſtaͤndiges Weſen behandeln, ſie ſollten deut⸗
lich und beſtimmt mit den Kleinen ſprechen, fie ſollten ihnen von den
erſten Augenblicken der Sinnenentwickelung an in einem ſyſtematiſchen
Zuſammenhange ſo viele Kenntniſſe und Begriffe als moͤglich beizubringen
ſuchen und darum all' das ſcheinbar ſinnloſe Kindergeplapper meiden
Mit Dreiecken und Vierecken ſollten die armen Wuͤrmchen ſpielen und
daran bei Zeiten lernen, was Linien, Winkel und Ecken ſind. Ja, wahr⸗
lich, was Ecken im menſchlichen Leben ſind, woran man die Seele wund
und blutig ſtoͤßt, das lernten ſie auf dieſe Weiſe fruͤh aus Erfahrung.“
Damit war denn uͤber die Ammenmaͤhrchen, uͤber den groͤßten Theil
der Mutterſcherze und uͤber einen bedeutenden Theil der Wiegenlieder
der Stab gebrochen, und das Urtheil der Vernichtung wurde, ſo viel
wie moͤglich, vollzogen. Man ſehe doch nur die jungen Muͤtter und die