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„Er iſt dein Sohn Beliſar, durch deſſen Geburt mich
der Herr nach deinem Verluſte in etwas zu tröſten gedachte.
Gleicht er dir nicht wie aus den Augen geſchnitten? Aber
Soldat darf er nimmer werden.“
Beliſar beugte ſich zu ſeinem Sohne herab und drückte
ihn an ſein bepanzertes Herz, daß der Kleine ſchier auf⸗
ſchrie vor Schmerz. „Aber, liebe Tabea,“ — hob er an —
„auf welche Weiſe biſt du hierher gekommen und wie haſt
du mein Daſein erfahren?“
„Ich und Stephanie ſind gelaufen —“ verſetzte Ta⸗
bea — den Beliſar habe ich auf dem Rücken getragen und
von einem fremden, heimkehrenden Kriegsmanne die Kunde
von deinem Leben erhalten.“
Die letzteren Worte betonte Tabea mit ſchmerzlicher
Wehmuth. Beliſar, den ſtillen Vorwurf fühlend, entgeg⸗
nete: „Tabea! noch findeſt du auf meinem Rücken die
Spuren der Leiden, die ich habe erdulden müſſen ob der
wiederholten Verſuche, mich wieder mit dir zu vereinigen.
Noch gar nicht lange iſt es, daß ich erſt in den Stand
geſetzt worden bin, durch abgeſchickte Boten dich von meinem
Schickſale unterrichten zu können, und wenn ich dies bis
jetzt unterlaſſen habe, ſo geſchah es nur aus der wohlmei⸗
nenden Abſicht, unſere Wiedervereinigung bis zu dem Zeit—
punkte aufzuſchieben, wo ich als Sieger von dem perſiſchen
Feldzuge heimkehren würde.“
Dieſe Rede, welche Tabea's liebendes Gemüth völlig
mit ihrem Gatten ausſöhnte, war nur zum Theil auf
Wahrheit begründet. Zwar hatte Beliſar gleich nach ſeiner
Beförderung zum Oberſten der Leibwache nichts Eiligeres
thun wollen, als ſeine Gattin herbeirufen laſſen; allein
der Glanz ſeiner neuen Stellung und deren verführeriſche
Genüſſe, machten täglich mehr das Bild ſeiner Tabea vor