für denſelben aufzuopfern. Und wie damals in dem Augen⸗
blicke der ſchrecklichen Entſcheidung, kam auch jetzt hier
Hülfe von Oben. Iſaaes Opfertod verhinderte die Stimme
eines Engels, Tabea's blutige Handlung die Stimme —
eines Eſels! Niemand ſtoße ſich an dieſen Namen eines
verachteten Thieres; denn es iſt unſerm Gotte gleich, durch
viel oder wenig zu helfen. Er machet ſeine Engel zu Win⸗
den und ſeine Diener zu Feuerflammen, und das beurkundet
eben ſeine herrliche Allmacht, daß in ſeiner Hand das kleinſte
Sonnenſtäubchen Großes zu bewirken vermag.
Das unharmoniſche, lauttönende Geſchrei des Langohrs
klang jetzt in Tabea's Ohren lieblicher denn Nachtigallen⸗
ſchlag. Keine Spur von Mattigkeit mehr fühlend, erfaßte
ſie ihre beiden Kinder und eilte mit dieſer doppelten Laſt
der Gegend zu, woher der Ruf wiederholt ertönte. Bald
erreichte ſie die Stelle, wo das Gebirge jäh in die Tiefe
hinabſank. Drei Eſel, zwei alte und ein junger, ergriffen
bei dem Aulic der daher ſpringenden Frau eiligſt die
Flucht und verſchwanden zwiſchen dichten Gebüſchen, das
den Abhang in üppiger Menge deckte. Tabea aber ſah nur
die Silberquelle, welche ſprudelnd aus dem Geſtein hervor⸗
drang und in das Thal hinabplätſcherte. Doch vergaß ſie
in ihrem Entzücken über dieſen köſtlichen Fund nicht der
nöthigen Vorſicht, als ſie ihre Kinder zu laben eilte. Beli-—
ſar fiel, nachdem er ſich ſatt getrunken, in einen tiefen Schlaf,
und einige Stunden Ruhe, ſo wie kühlende Umſchläge auf
das Haupt Stey e e ſtellten bald die Kleine vollkom⸗
men wieder her. Tabea machte es nicht, wie viele Menſchen
und Chriſten, Welche zwar den Herrn in ihrer Noth anzu⸗
rufen pflegen, doch unterlaſſen, ihm ſpäter für ſeine Hülfe
zu danken. Seine Güte laut preiſend erquickte ſie ſich an
ſeinen Gaͤben — dem köſtlichen Waſſer, den grünenden
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