hundert andere Dinge beſitze, ſein liebes Töchterchen damit
zu erfreuen. Unter dieſen Verſprechungen kleidete ſie die
Kleine an, welche bald eben ſo zur Abreiſe trieb, wie ihre
Mutter. Dieſe band ſich nun den zweijährigen Beliſar,
ſchlafend wie er war, auf den Rücken und ging, Stephanien
an der Hand, zur Nachbarin, von welcher ſie, gegen Unter—
pfändung ihrer Hausthiere und Hütte, ein kleines Reiſegeld
erborgt hatte, um von derſelben Abſchied zu nehmen.
„Tabea!“ rief jene verwundert — „die Kinder willſt
du mitnehmen? Fürchteft du nicht, unter ihrer Laſt zu er⸗
liegen? Warum willſt du ſie mir nicht auch anvertrauen,
wie deine Kuh und deine Ziegen? Wahrlich, gewiſſenhafter
als für dieſe, würde ich für die Kleinen geſorgt haben.“
„Nein“ — antwortete Tabea freudig — „getheiltes
Herz iſt ſo gut wie kein Herz. Und was würde mein Be⸗
liſar ſagen, käme ich ohne ſeine und meine größten Klei—
nodien zu ihm? Weiß er doch nicht einmal, daß ihm ein
Söhnlein geboren iſt, das ſein ganzes Ebenbild zu werden
verſpricht! Chriſtus war noch weit jünger, da ſeine Eltern
mit ihm vor Herodis Nachſtellungen fliehen mußten, und
der Weg von Canaan nach Aegypten viel länger und ge⸗
fahrvoller, als der meinige. Lebe wohl! Und ſollte, woran
ich gar nicht zweifle, der große Beliſar mein Gatte ſein;
ſo behalte mein kleines Eigenthum als das deine. Der
große Feldherr wird doch wohl“ — fuhr ſie lächelnd fort —
»Brots genug haben, um ſeine Frau und Kinder ſatt
machen zu können!“
Von der Nachbarin Segnungen überhäuft, trat Tabea
ihre Pilgerſchaft frohen Muthes an und Stephanie trippelte
mit kleinen, doch ſchnellen Schritten an ihrer Seite dahin, in⸗
deß der kleine Beliſar auf der Mutter Rücken völlig ausſchlief.