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ſaß auf dieſer Felſenhöhe ein andrer Getreuer ſeines Heilands
und Herzogs, freilich unter ganz andern Umſtänden.
Es geſchah mitten im dreißigjährigen Kriege, im Jahre
1634, daß der Herzog von Würtemberg, Johann Friedrich, den
Conrad Wiederhold zum Kommandanten dieſer Feſtung
machte. Dieſe war in den ſchweren Zeiten die Perle der wür⸗
tembergiſchen Städte. Sie konnte dem Feinde am erſten wi⸗
derſtehen. Gott der Herr hatte ſie ſchon mächtig befeſtigt.
Dazu ſetzte der Herzog einen Mann hinauf, den derſelbe Gott
inwendig feſt gemacht hatte, damit der feſte Mann die feſte
Burg gegen alle Anläufe des Feindes halte.
Conrad Wiederhold, ein geborner Heſſe, hatte ſchon auf
andern Poſten ſeine Treue bewährt, und hier bewährte er ſie
ſo, daß ſein Name in Deutſchland nicht vergeſſen werden darf.
Gleich nach ſeinem Eintritt als Commandant verſorgte er ſeine
Beſatzung mit Lebensmitteln und Kriegsbedarf auf lange Zeit.
Es ahnte ihm, daß er jahrelang nichts würde einfahren können.
So kam es denn auch. In vierzehn Jahren hat er fünf ſchwere
Belagerungen ausgehalten. Baiern, Spanier und Oeſtreicher
haben ſich die Köpfe an der Feſtung zerſtoßen, aber ſie nimmer
in ihre Gewalt bekommen. Die untere Feſtung, die am Felſen
angebaute Stadt, haben die Feinde einmal erobert. Aber bei
der tapfern Gegenwehr von oben herab mußten ſie dieſelbe
bald wieder aufgeben.
Doch es iſt mein Beruf nicht, hier ein bloßes Soldatenleben
zu erzählen. Wenn bei dem Manne nichts anders in der Scheide
ſteckte, als ein guter Degen, würde ich ihm hier keinen Platz
geben. Dennoch wollen wir mit dem Soldaten anfangen, und
von da wie auf einer ſchönen Treppe zum Chriſten hinaufſteigen.
Alſo erſt der Soldat. Etliche Züge aus ſeinem Leben: