Full text: Blüthen und Früchte aus dem Garten des Lebens

den Kreis der Generale an, der ihn umgab. „Meine Her⸗ 
ren,“ ſprach er, „halten Sie dieſen Jüngling für einen Spion?“ 
„Nein!“ hallte es im ganzen glänzenden Kreiſe. 
„Ihr Urtheil fällt mit dem meinen zuſammen,“ fuhr Na⸗ 
poleon fort und zu Tom gewandt, ſagte er: „Du ſollſt Deine 
theure Mutter wiederſehen; Du biſt frei. Bleibe aber allezeit 
ein ſo guter Sohn. Wahrlich!“ rief er mit tiefem Gefühl 
aus, „es muß eine treffliche Mutter ſein, die einen ſo braven 
Sohn erzogen hat!“ 
Tom wurde bleich und zitterte vor Erregung. Er war kei⸗ 
nes Wortes fähig. Es wollte keins über die zuckende, bebende 
Lippe. Er legte ſeine Hand ſtumm auf das Herz und blickte 
mit unbeſchreiblichem Ausdruck gen Himmel. 
Napoleons Auge folgte der ausdrucksvollen Bewegung und 
deutete ſie richtig. 
„Da Du,“ nahm er wieder das Wort, „nun aber ſchon 
lange Zeit von Deiner guten Mutter entfernt warſt und nicht 
gleich wieder Verdienſt finden dürfteſt, ſo nimm dieß von mir 
an. Leb' wohl!“ 
Er drückte ihm eine volle Geldbörſe in die Hand, wandte 
ſich zu ſeinem Adjutanten, dem er einige Befehle ertheilte und 
ging. — 
Tom wurde unter Bedeckung nach Noirmoutier gebracht, 
dort in ein Boot geſetzt, das eine weiße Flagge aufhißte und 
nach wenigen Stunden war er am Bord des engliſchen Kreu— 
zers. — 
Erſt hier erwachte Tom aus dem Zuſtande, der mit ei⸗ 
nem Traume die nächſte Verwandtſchaft hat. Erſt jetzt wurde 
ihm ſeine Lage klar, und nun, wo das beſeligende Gefühl der 
Rettung und Freiheit und des baldigen Wiederſehens ſeiner 
Blüthen und Früchte. 2
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.