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ein ordentlicher Pfad, und doch waren ſie nicht im Stande ge⸗
weſen, diejenigen zu entdecken, welche hier den Verkehr mit
der See unterhielten. Argwöhnend, daß Schmuggler die kleine
verſteckte Bucht zum Landungsplatze verbotener Waaren mach⸗
ten, verſteckten ſie ſich ſorgfältig und in größerer Anzahl, und
waren nun ungeſehene Zeugen der ungeheuren Anſtrengungen des
Jünglings; ſahen, wie er ſein kunſtreiches Boot auf untergelegten
Walzen fortbewegte und endlich in die See ließ. Sie hatten
ſchnell in ihm den aus dem Lazarethe entflohenen Engländer
erkannt und wollten nun auch abwarten, wie er ſeine Flucht
in's Werk ſetzen würde, da er ihnen nun in keinem Falle mehr
entgehen konnte.
Als mild und ſanft der Abend auf die Erde ſank und
ſchon der Thau in klaren Perlen an den Grashalmen zitterte,
fuhr Tom aus ſeinem tiefen, geſunden Schlafe auf. Einzelne
Sternlein funkelten ſchon, da ſchlich er leiſe zu ſeinem Boote,
ſetzte ſich hinein und wollte eben die Ruder einſenken, als er
rücklings von ſtarken Armen gefaßt und niedergeworfen wurde.
Der Schrecken über dieſes Vernichten ſeiner durch ſo große
Anſtrengungen und Entbehrungen gewonnenen Hoffnungen
lähmte ihn völlig. Faſt beſinnungslos ward er an's Land
geriſſen und gefeſſelt. Die Strandwächter zogen ſein Boot
völlig auf's Land und führten Tom nach dem Städtchen ab,
das er mit Angelique's Hülfe und reichen Hoffnungen flüch—
tend verlaſſen hatte. Nun waren alle Ausſichten zertrümmert,
und troſtlos verfiel der Arme einem an Verzweiflung grenzen⸗
den Schmerze anheim.
„Der Menſch denkt's, aber Gott lenkt's,“ dieß Sprüchwort mit
dem reichen Troſte, den es in ſeinem Schooße birgt, ſollte das
Menſchenherz nie vergeſſen. Iſt die Noth am größten, ſo iſt