Leben, ohne alle Ausſicht. So waren ſie in das traurigſte
Bettlerleben hinausgeſtoßen, und wußten kaum, was ſie begin—
nen ſollten.
Es war auf dem Wege nach Harwich, wohin ſich die Ver—
triebenen wandten, als Tom ſeiner Mutter Troſt zuſprach.
„Mutter,“ ſagte er, „wir miethen uns ein Kämmerchen und ich
flehe die Matroſen an, daß ſie bei Dir waſchen laſſen. So
ernährſt Du Dich. Und ich gehe auf ein Schiff. Und wenn ich
Matroſe werde, kriegſt Du all' meinen Lohn. Da kannſt Du
Dir ſchon gute Tage machen. Und bin ich einmal Unterſteuer⸗
mann, und das will ich ſchon werden, ſo hört alle Sorge auf.
Du haſt ſo oft geſagt, der Herr erhöre unſere Gebete und
helfe uns ſo treu. Drum glaube ich feſt, er wird uns auch
helfen, wenn wir zu ihm beten. Und das wollen wir thun aus
Herzensgrund.“
Die Mutter drückte weinend den Knaben an ihr Herz und
es kam wieder Troſt und Zuverſicht in ihre Seele. Sie kamen
nach Harwich, mietheten ſich ein Kämmerlein und legten ſich
mit heißen Gebeten am Abend nieder auf ihr Strohlager.
Morgens war Tom mit dem erſten Grauen des Tages auf
den Beinen und auf dem Wege nach dem Hafen. Da war er
oft geweſen, wenn er Gemüſe zum Verkaufe in die Stadt trug.
Und wenn er ſo daſtand und mit den leuchtenden Blicken die
Schiffe betrachtete, hatten die herumlungernden Matroſen ihre
rechte Freude an dem ungemein friſchen, kräftigen und bild⸗
ſchönen Knaben, der ſo treuherzig plaudern konnte und ſo un⸗
befangen nach allem fragte, was ihn irgend anſprach. Am Ha⸗
fen fand er ſeine alten Bekannten bald wieder.
„Wie ſtehts, Tom?“ fragte ihn ein alter Matroſe. „Du biſt
heute früher da und ſiehſt nicht ſo fröhlich aus, wie ſonſt!“—