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Vin Sohnesherz.
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Muweit Harwich in England wohnte auf einem kleinen
Pachtgütchen eines reichen, aber mitleidloſen Mannes der Päch—
ter John Moll. Er hatte außer ſeinem Weibe nur einen Sohn,
arbeitete unermüdet und konnte doch, außer dem hohen Pacht⸗
zins, nichts erübrigen, weil der Handel ſtockte und ſein Pacht⸗
zins zu hoch war. Damals hatte Napoleon alle Häfen des
Feſtlandes gegen das ihm verhaßte England verſchloſſen und
dieſe Maßregel wirkte lähmend auf alle Zweige menſchlicher
Betriebſamkeit in England zurück.
Die kümmerliche Lage ſeines Vaters flößte dem Sohne
eine Abneigung gegen den Ackerbau ein. Dagegen zog der An⸗
blick des Meeres, das ſtolze Dahinſegeln der Schiffe, das kecke
Tanzen derſelben auf den Wellen früh ſchon ſein Herz zum See—
weſen hin. Er verhehlte das ſeinen Aeltern nicht, fand aber bei
dieſen den ſtärkſten Widerſtand. Tom Moll hatte ein gutes
Herz. Er liebte ſeine Aeltern über Alles und brachte auch die
Lieblingsneigung ſeines Herzens ihnen willig zum Opfer. Er
half ſeinem Vater getreulich beim Ackerbau, und als dieſer zu
kränkeln begann, befriedigte der zwölfjährige Knabe mit der
Mutter allein alle Anforderungen ihres Berufs. Als aber
der Vater ſtarb, kam die prüfungsreichſte Zeit für Mutter und
Sohn. Der unbarmherzige Pachtherr nahm ihnen Alles, was
ſie beſaßen, für rückſtändigen Zins und trieb ſie ohne Erbar⸗
men von dem Gütchen weg. Es blieb ihnen nur das nackte
Blüthen und Früchte. 1