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Der Waſſerlall Dlack-Linn.
Im Jahre 1784 hatte der Schotte Angus mit ſei—
nem Sohne Kenneth die von ſeinem Wohnort einige
Stunden entfernte Kirche in den Gebirgen Perthſhire
beſucht. Auf dem Ruͤckwege kehrten beide, um ſich noch
einmal zu erquicken, bei dem Schwager des Angus ein,
der etwa zwei Stunden naͤher wohnte. Es war Winter,
die Nacht war im Anbruch und das Wetter drohte kalt
und ſtuͤrmiſch zu werden. Obgleich nun allerdings die
Sterne noch hell vom Himmel herab funkelten, bat doch
Donald, ſein Schwager moͤge ſammt dem Knaben uͤber
Nacht auf ſeinem Meierhof bleiben, denn es moͤchte drau—
ßen bald ſo finſter werden wie in einem Backofen.
„Was wuͤrde mein armes Weib ſagen“ — meinte
Angus — „wir muͤſſen gehen; kenne ja auch den Weg
gut genug. Kenneth, vergiß unſre Speiſetaſche nicht!“
„Nun denn gute Nacht, Schwager!“ rief Donald;
„nimm Dich bei dem Waſſerfall in Acht!“
Zwar nahmen Wind und Regen andauernd zu, aber
die Reiſenden befanden ſich ganz wohl dabei; Angus
unterhielt ſich ſogar, ſo oft der Wind nachließ, mit ſei—
nem etwa funfzehnjaͤhrigen Sohn uͤber mancherlei. Der
Knabe hatte ſich naͤmlich fuͤr den geiſtlichen Beruf ent—
ſchieden, wurde ſeit ein paar Jahren von dem Pfarrer
in Linn⸗Head unterrichtet und ſollte, da er raſche Fort— ö
ſchritte machte, bald nach Glasgow auf die Univerſitaͤt.
Jetzt wurde der Weg enger und zog ſich an ei—
nem Berge hin, an deſſen Fuße der reißende Bach
ſtroͤmte. Er war ſehr angeſchwollen und wäalzte ſich mit
donnerndem Getoͤſe uͤber ſein Felſenbett hinab. So
herrlich und maleriſch ſchoͤn der Waſſerfall Black-Linn