war es, und ſprach: „Ihr erfahrenen, ruhmreichen Herren, ge⸗
ſtattet dem Jünglinge ein Wort aus des Herzens tiefſter Tiefe.
Schön iſt des Herrn Schöpfung vom Größten bis zum Kleinſten.
Alle Geſchöpfe zeugen von ſeiner Allgewallt, von ſeiner uner⸗
ſchöpflichen Weisheit, von ſeiner unendlichen Liebe. Doch wel⸗
ches iſt für unſern Erdball das vollkommenſte Zeugniß von
Gottes Größe? Wir ſind's. Der Menſch iſt es der Menſch
in ſeiner vollkommenſten Reinheit, der Menſch auch in ſeiner
erſchütterndſten Verworfenheit. Jener iſt uns ein Muſter, wenn
er der bei der Schöpfung ſchon beſtimmten Gottähnlich keit nahe
gekommen iſt; dieſer bewegt d den langmüthigen Gott zu immer
ſtärkerer Allmachtsäußerung, zu immer neuen weiſen Wegen, zu
immer größerer, innigerer Liebe, um ihn zu retten, zurückzufüh⸗
ren auf die Bahn der Tugend, zu befreien ihn von d dem Jammer
der Sünde. Der Mann iſt es in Körperſchönheit, Kraft,
Seelenſtärke und Edelmuth; das Weib in treuer Hingebung, zarter
Liebe, reinen, engelreinen Gedanken und frommen, gläubigem
Vertrauen; das Kind mit dem Seraphsantlitz, den Tauben—
augen, dem Goldgelock um das verklärte Haupt bei der Liebe
der herzigen Eltern. Ihr Meiſter auch ſeid es mit Euern
Gnadengaben, mit Eurer Himmelskunſt. Darum, Ihr Edeln,
wählet den Edelſtein der Schöpfung, wählet den Menſchen für
Euer Kunſtgebild, wenn Ihr den Schöpfer ehren wollt! Ihr
Alle ſeid die Preisrichter, unſer gnädigſter Herzog fälle das
Schlußurtheil und kröne den Sieger!“
„Gut geſprochen, mein wackerer Paolo,“ ſprach der in⸗
zwiſchen hinzugetretene Herzog, „aber erfüllet mir eine Bitte,
Ihr Herren! Ein Weib male Jeder, ſei es Natur, ſei es
Phantaſie, daß ſie mein Haus zieren bis in ſpäte Zeit als Ein
Denkmal des heutigen Abends. Wollt Ihr?“
„Es ſei!“ ſprachen mit Titian die Andern.
Nun verabredeten ſie, daß an eben dem Tage über ein
er
ſter