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Gedanken ſättigen, in Wirklichkeit aber nie ſatt machen,“ er—
widerte ihr der verſtändige Fuchs.
Es wäre ein ärmliches Daſein, wenn der Menſch nur träge
warten wollte, bis ihm die reife Frucht in den Schoß falle.
Der Schatzgräber.
Ein Landmann wollte noch auf dem Totenbette ſeine Söhne
zur Tätigkeit ermuntern, auf daß ſie ſich, wie er, ehrlich von
ihrer Hände Arbeit nähren ſollten, und ſagte deshalb zu ihnen:
„Ihr ſehet, meine Söhne, wie es mit mir ſteht. Reichtum
kann ich euch nicht hinterlaſſen; was ich aber zuſammenſparen
konnte, das tat ich und verbarg es in meinem Weinberg,
wo ihr es finden werdet, und zwar . . . .“ Bei dieſem
Worte ereilte ihn der Tod.
Den Söhnen blieb nun weiter nichts übrig, wollten ſie
den verborgenen Schatz heben, als den ganzen Weinberg zu
durchwühlen. Sie fanden aber keinen Schatz, nicht einmal
einen Heller. Nun beklagten ſie es ſehr, daß ihr Vater nicht
noch einige Minuten länger gelebt habe, damit er ihnen genau
hätte angeben können, wo er den Schatz vergraben habe.
Aber wie groß war ihre Freude, als der Herbſt herankam
und ſie eine dreifache Ernte hatten. Da verſtaͤnden ſie, wie
es ihr Vater mit dem Schatze gemeint hatte, verwandten ſtets