Die Eiche und das Rohr.
Eine ſtarke Eiche höhnte ein ſchlankes Rohr: „Wie feig!
Warum zitterſt und beugſt du dich bei jedem Windhauch?“
Das Rohr ſchwieg. Ein fürchterliches Angewitter wurde ſein
Sachwalter. Der Sturm brauſte daher. Seine ganze All—
gewalt erfaßte die Eiche und ſtürzte ſie zu Boden; das bieg—
ſame Rohr dagegen beugte ſich vor ſeiner Macht und hatte
ſich damit erhalten.
Gib lieber zuzeiten nach, ehe du dich durch ſtarren Trotz
dem gewiſſen Sturze ausſetzeſt!
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Der Hund und die Hündin.
Eine Hündin hatte Junge, die kaum zur Welt gekommen
waren. Wehmütig und flehentlich bat ſie einen Hund, er
möchte ihr und ihren Kleinen, bis ſie etwas erwachſen ſeien,
ſeine Hütte einräumen. Der Hund war mitleidig und räumte
ihr ſeine Hütte. Als nun die kleinen Hunde erwachſen waren,
machte die Sippſchaft ſich's in der Hütte immer bequemer.
Die Hündin traf gar keine Anſtalt, wegzugehn. Selbſt als
der Hund ſie darum erſuchte, wollte ſie nicht fort, und als er
nun zu drohen anfing, wurde ſie böſe und ſtellte ſich zur Wehr.
Wenn du böſem, zudringlichem Volke die Hand bieteſt,
ſo magſt du ſehen, wie du es wieder los wirſt.
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