Full text: Äsops Fabeln für die Jugend

an ſeiner Mutter gerächt; ſie ſei die Arſache ſeines ſchimpf— 
lichen Todes. „Hätte ſie mich in meiner Jugend für kleine 
Vergehungen gezüchtigt,“ ſagte er, „ſo dürfte ich jetzt nicht 
für ein ſo ſchweres Verbrechen büßen!“ 
Strafe du frühe, ſo darfſt du nicht ſpät weinen. 
Die Ameiſe und die Taube. 
Eine durſtige Ameiſe trank an einer Quelle, glitt aus 
und war ſchon in Gefahr zu ertrinken, als ihr eine Taube aus 
Mitleid von einem Baume neben der Quelle einen Zweig 
zuwarf. Kaum konnte die Ameiſe ſich noch auf den Zweig retten. 
Bald darauf kam ein Vogelſteller mit Leimruten daher. 
Als dieſer die Taube erblickte, dachte er, das gibt einen fetten 
Braten, und traf ſogleich Anſtalt, ſie zu fangen. 
Die Ameiſe hatte alles mit angeſehen, und in Sorge für 
das Leben ihrer Retterin biß ſie den Vogelſteller ſo in den 
Fuß, daß er ſeine Leimruten fallen ließ. Durch dieſes Ge— 
räuſch wurde die Taube aufmerkſam und flog davon. 
Gutes Tun bleibt nicht unbelohnt, wenn es auch oft 
nur den Lohn in ſich ſelbſt trägt.
	        
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