Full text: Äsops Fabeln für die Jugend

Der Eſel und das Pferd. 
Ein Eſel erhielt nach der größten Anſtrengung nicht 
einmal Streu genug, um ſeinen Hunger zu ſtillen; darum 
konnte er mit ſeiner ſchweren Bürde kaum noch fortkommen. 
Eines Tags ging ein ſchönes, prächtig geſchmücktes Pferd an 
ihm vorüber. Er hielt es für glücklich, weil es ſo gut aus— 
ſah und offenbar im Aberfluß gefüttert wurde. Ach, wie 
ſehr wünſchte er mit dieſem Tiere tauſchen zu können. Allein 
nach einigen Monaten erblickte er dasſelbe Pferd wieder. Es 
war lahm und abgezehrt und zog mühſam an einem Karren. 
„Iſt dies Zauberei?“ fragte der Eſel. „Beinahe,“ antwortete 
traurig das Pferd. „Eine Kugel traf mich in der Schlacht, 
mein Herr ſtürzte mit mir und verkaufte mich zum Dank um 
ein Spottgeld; lahm und kraftlos, wie ich jetzt bin, wirſt du 
gewiß mich nicht mehr beneiden und mit mir tauſchen wollen.“ 
Wie oft wird doch das größte Glück zerſtört in einem Augenblick!
	        
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