Full text: Äsops Fabeln für die Jugend

Zwei derſelben kamen auf ihrer Wanderſchaft zu einem 
tiefen Brunnen, worin es noch Waſſer gab. 
„Ei, ſieh da!“ rief der eine, „warum wollen wir weiter 
gehn? Laß uns hier hinunterhüpfen!“ 
„Halt!“ antwortete der andre, „das Hinunterkommen 
iſt zwar ganz leicht, aber wenn dieſer Brunnen auch ein— 
trocknet, wie willſt du dann wieder herauskommen?“ 
Was dir heute nützt, das kann dir morgen ſchaden; 
darum denke nach, bevor du handelſt. 
Der mit Salz beladene Eſel. 
Ein Eſel, der mit Salz beladen war, mußte durch einen 
Fluß waten. Er fiel hin und blieb einige Augenblicke be— 
haglich in der kühlen Flut liegen. Beim Aufſtehn fühlte er ſich 
um einen großen Teil ſeiner Laſt erleichtert, weil das Salz 
im Waſſer geſchmolzen war. Langohr merkte ſich dieſen Vor— 
teil und wandte ihn gleich am folgenden Tage an, als er, 
mit Schwämmen belaſtet, wieder durch ebendieſen Fluß ging. 
Diesmal fiel er abſichtlich nieder, ſah ſich aber arg ge— 
täuſcht. Die Schwämme hatten nämlich das Waſſer an— 
geſogen und waren bedeutend ſchwerer als vorher. Die 
Laſt war ſo groß, daß er erlag. 
Sei vorſichtig mit Mitteln: eins dient nicht für alle Fälle. 
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