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Der Löwe und der Fuchs.
Ein Fuchs hatte ſich an einen Löwen verdingt und beide
waren dahin übereingekommen, daß der Fuchs die Beute auf—
jagen ſollte, der Löwe wolle ſie erwürgen und dann dem
Range gemäß teilen.
Natürlich erhielt der Fuchs bei dieſer Teilung immer
nur ganz kleine Stücke, und unzufrieden, daß er für ſeine
Arbeit nur ſehr wenig erhalte, kündigte er dem Löwen den
Dienſt.
Kaum war er aber in eine Schafherde eingefallen, um
ſich ſelbſt ſeine Beute zu holen, als er auch ſchon ertappt
und erſchlagen wurde.
Es iſt für den Schwächeren ſtets ratſamer, mit Sicherheit
dienen, als mit Gefahr herrſchen.
V
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Der Eſel, der Rabe und der Hirt.
Auf einer Wieſe weidete ein Eſel, der ſich den Rücken
wund geſchunden hatte. Dies ſah ein Rabe; er flog auf den
Eſel zu, ſetzte ſich auf deſſen Rücken und fing an, mit dem
Schnabel in das rohe Fleiſch zu picken.
Dies ſchmerzte den Eſel ſehr, und obgleich er ſich be—
mühte, den läſtigen Gaſt los zu werden, gelang es ihm nicht.
Der Hüter des Eſels lag ganz in der Nähe und hätte
mit einem Worte den Raben vertreiben können. Aber der