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Katzen, wohl aber ſo viel Mäuſe, daß vor denſelben auch
im Brodkorbe nichts ſicher war. Was ſie nur neben ſich
ſtellten, ward ihnen gefreſſen und zernagt. Darüber wa—
ren ſie in großen Aengſten. Da begab es ſich, daß wie—
der ein fremder Wandersmann durch ihr Dorf zog; der
trug eine Katze auf dem Arm, und kehrte bei dem
Wirth ein. Der Wirth fragte ihn, was doch dieſes
für ein Thier ſey? Er ſprach: es ſey ein Maus—
hund. Nun waren die Mäuſe in Schilda ſo einheimiſch
und zahm, daß ſie vor den Leuten gar nicht mehr flo—
hen, und am hellen Tage ohne alle Scheu hin und her
liefen. Darum ließ der Wandersmann die Katze lau—
fen; und dieſe erlegte vor den Augen des Wirths nicht
wenig der Mäuſe. Als der Gemeinde dieß durch den
Wirth angekündigt wurde, fragten die Schildbürger den
Mann: ob ihm der Maushund feil wäre; ſie wollten
ihm denſelben gut bezahlen. Er antwortete: der Hund
ſey ihm zwar nicht feil; weil ſie aber ſeiner ſo gar be—
dürftig wären, wollte er ihnen denſelben angedeihen laſ—
ſen, und das um einen billigen Preis. Und ſo forderte
er hundert Gulden dafür. Die Bauern waren froh, daß
er nicht mehr verlangt hatte, und wurden mit ihm deß
Kaufes eins in der Art, daß ſie ihm die Hälfte der
Summe baar darlegen ſollten, das übrige Geld ſollte
er nach Verfluß eines halben Jahres abholen. Der Kauf
ward eingeſchlagen; der Fremde trug den Schildbürgern
den Maushund in ihre Burg, in der ſie ihr Getraide
liegen hatten, und wo es auch am meiſten Mäuſe gab.
Der Wanderer zog eilends mit dem Gelde weg; er fürch—