Full text:

5*³ ———..——— — — —. ** 
433 
Orte ſtände, und ſich deßhalb nach dem Waſſer beuge, 
weil er gerne trinken möchte. Er denke auch gar nicht 
anders, als daß der niedrigſte Aſt der Schnabel des 
Baumes ſey, den er nach dem Trunke ausſtrecke. Die 
Schildbürger ſaßen ganz kurz zu Rathe, ſie dachten ein 
Werk der Barmherzigkeit zu thun, wenn ſie ihm zu 
trinken gäben, deßwegen legten ſie ein großes Seil oben 
um den Baum, ſtellten ſich jenſeits des Waſſers, und 
zogen den Baum mit Gewalt herunter, indem ſie glaub⸗ 
ten, ihn auf dieſe Weiſe tränken zu können. Als ſie 
ihn ganz nahe bei dem Waſſer hatten, befahlen ſie ei⸗ 
nem ihrer Mitbürger, auf den Baum zu ſteigen, und 
ihm den Schnabel vollends ins Waſſer zu tunken. In⸗ 
dem nun der Mann hinaufſteigt und den Aſt hinunter 
zwängt, ſo bricht den andern Bauern das Seil; der 
Baum ſchnellt wieder über ſich, und ein harter Aſt 
ſchlägt dem Bauern den Kopf ab, daß er ins Waſſer 
fällt, der Körper aber purzelt vom Baume herab und 
hat keinen Kopf mehr. 
Darüber erſchracken die Schildbürger und hielten 
auf der Stelle eine Umfrage: „Ob er denn auch einen 
Kopf gehabt habe, als er auf den Baum geſtiegen ſey 4 
Aber da wollte keiner etwas wiſſen. Endlich ſagte der 
Schuldheiß: „Er ſey ſo ziemlich überzeugt, daß derſelbe 
keinen gehabt habe. Denn er habe ihm drei oder vier 
Mal gerufen, aber nie eine Antwort von ihm gehört. 
Mithin müſſe er keine Ohren gehabt haben, folglich auch 
keinen Kopf. Doch wiſſe er es nicht ſo ganz eigentlich. 
Darum ſey ſein Rath, man ſollte Jemand heim zu 
Schwab, Geſchichten u. Sagen. I. 28
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.