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ſiehe, als ſie mit ihrem neuen Pelz zur Kirche hinein
rauſchte, war eben die Predigt aus, ſo daß Jedermann
aufſtand. Die gute Frau aber legte dieſes ganz anders
aus: ſie beredete ſich ſelbſt, weil ihr Mann Schuldheiß
und ſie Frau Schuldheißin ſey, zudem weil ſie einen
nagelneuen Pelz anhabe, ſo ſtehen die Nachbarn ihr
und ihrem Kleide zu Ehren auf. Sie ſprach deßwegen
ſo ſittig und tugendlich, als ſie es in der kurzen Zeit
gelernt haben konnte, indem ſie ſich gar gnädig nach
beiden Seiten mit Verneigung kehrte: „Liebe Nachbarn,
ich bitte euch, wollet doch ſtille ſitzen; denn ich denke
wohl noch an den Tag, wo ich ebenſo arm und zer—
lumpt zur Kirche hineingegangen bin, wie ihr; darum
ſo ſetzet euch doch wieder!“ Bald darauf kam auch der
Herr Schuldheiß, welcher bis auf dieſen Augenblick an ſei⸗
nem Barette geſtriegelt hatte, in die Kirche hineingetreten,
als er aber die andern Schildbürger alle die Kirche verlaſſen
ſah, und nur ſeine Frau, die Schuldheißin, noch in
Erwartung der Predigt in ihrem Stuhle ſitzen, nahm
er ſie an dem Arm und führte ſie heim.
Endlich war der Kaiſer auf dem Wege nach
Schilda. Das wußten die Schildbürger und beriethen
ſich auf's eifrigſte, wie ſie ihn würdig empfangen ſoll⸗
ten. Am Ende beſchloſſen ſie, dem Kaiſer zuvorzukom—
men und das erſte Wort an ihn zu richten. Deßwegen